Die Umweltwissenschaft hat innovative, wissenschaftliche Konzepte entwickelt, die aber nur sehr bedingt in das praktische Handeln von Forschern eingang finden. Das forschungspolitische Umfeld aus Problembetroffenen und Finanziers, aber auch die Forschungsinstitutionen und die Forscher selbst, wirken in der Gestaltung des Forschungsprozesses von der Formulierung der Programme bis zu deren Durchfuehrung zusammen. Sie erzielen dabei ein Ergebnis, das insbesondere bei vernetzten Umweltforschungsvorhaben weit hinter den Konzepten zurueckbleibt. Diese Handlungsbedingungen fuer Forscher, die ein umfassendes vernetztes Forschungsvorhaben verwirklichen wollen, werden auf sozialwissenschaftlicher Grundlage anhand des Beispiels der Waldschadensforschung in Oesterreich analysiert. Daraus lassen sich abschliessend sowohl einige allgemeine Strategiebausteine fuer verbesserte Umweltforschung als auch spezielle Verbesserungsansaetze fuer die Waldschadensforschung ableiten. Die Waldschadensforschung, FIW, umfasst in den Jahren 1983-1989 rund 85 Projekte, an denen Forscher von 25 Instituten aus 5 unterschiedlichen Universitaeten mitwirken. Sie bearbeitet ihr grosses Aufgabengebiet, indem sie die wichtigsten Forschungsfragen auswaehlt, in Beschreibung und Erklaerung darauf Antworten zu geben versucht und die gefundenen Loesungen fuer praktisches Handeln zur Schadensbekaempfung zugaenglich macht. An Forschungsfragen setzt sich die Immissions- und Waldschadensanalyse unterstuetzt von einer gut organisierten Forschergruppe an der Universitaet fuer Bodenkultur voll durch. Die von der Forstpraxis, dem BMWF und dem OeFZS wichtig erachtete Emissionsforschung wird nach ersten Anfaengen allmaehlich aus dem Forschungsprogramm gedraengt. Politische und oekonomische Forschung gelangt wegen mangelnder Durchsetzungskraft der einschlaegigen Forscher und fehlender Unterstuetung durch Ministerien oder Verbaende nie ueber die nur kurze Erwaehnung im Programm hinaus. Der Beschreibung des Waldsterbens dienen Inventuren, Fernerkundungsforschung und Diagnostikprojekte. Die sehr kostenintensiven Inventuren uebernimmt das BMLF. Die empirisch zuverlaessige Messung der FBVA laesst wegen fehlender theoretischer Aufklaerung des Waldsterbens erheblichen Interpretationsspielraum offen, den politische Vertreter interessengeleitet nutzen. Die FIW-Forscher verfolgen zum einen Diagnostikprojekte, die bis heute allerdings wenig Erfolge erzielen. Zum anderen ziehen sie sich auf Teilfragen zurueck, die nur Teilschadensprozesse oder ueberhaupt nur Veraenderungen im Oekosystem analysieren, ohne diese als Schaden zu diagnostizieren. Erklaerungen des Waldsterbens suchen die meisten Forscher innerhalb der ihnen vertrauten Fachbereiche, die von Bodenkunde ueber Pflanzenphysiologie bis Zoologie und Chemie reichen.