Seit mehr als hundert Jahren laufen in Oesterreich Forschungsaktivitaeten zu einer standortgerechten Wiederbegruenung von Planie- und Erosionsflaechen im Bereich und oberhalb der Waldgrenze. Erst mit der technischen und touristischen Erschliessung der Hochlagen in den letzten Jahrzehnten wurde dieses Thema wieder aktuell. Das alpine Klima, die extremen Standortsverhaeltnisse sowie die anthropogenen Belastungen fuehren bei Begruenungen mit Handelssaatgut von Graesern und Kraeutern der Niederungen zu teilweise sehr unbefriedigenden Ergebnissen mit vielen Folgeproblemen und teuren Folgemassnahmen. Standortgerechte Arten hingegen sind optimal an diese Umwelt angepasst, haben geringen Naehrstoffbedarf und benoetigen kaum Pflege. Nachdem aus einem erfolgreichen Projekt der BAL Gumpenstein zur Frage der Samenvermehrbarkeit subalpiner und alpiner Arten Samenmaterial von standortgerechten Graesern und Kraeutern zur Verfuegung stand, wurden auf einer frischen Schipistenplanie im Gipfelbereich der Planaibahnen (1.800m) 4 standortgerechte Hochlagenmischungen 5 Mischungen aus ueblichem Handelssaatgut sowie 3 kombinierten Mischungen gegenuebergestellt und bei zwei verschiedenen Duengeniveaus verglichen. Erste Ergebnisse aus diesem Versuch zeigen ganz deutlich eine vergleichsweise hohe Naehrstoffbeduerftigkeit von Handelsmischungen zum Erreichen eines zufriedenstellenden Narbenschluses. Damit einher geht eine hohe Biomasseproduktion, die bei Wegfall einer landwirtschaftlichen Nutzung zu grossen Problemen und teuren Pflegemassnahmen fuehren kann. Zuchtsorten von Tallagenarten bilden in Hochlagen keine reifen Samen und koennen somit entstehende Bestandesluecken nur schwer wieder schliessen. Kombinierte Saatgutmischungen mit mehr als 50% standortgerechten Oekotypen zeigen besseren Narbenschluss, reagieren kaum auf Wegfall der Folgeduengung und zeigen unter reduziertem Naehrstoffniveau eine gleich hohe Biomasseproduktion. Standortgerechte Mischungen zeigen den vergleichsweise besten Narbenschluss, sind aeusserst persistent und zeigen keine negative Reaktion auf ein Aussetzen der Duengung. Eine Vergleichsflaeche auf 2.400m zeigt, dass diese Effekte mit zunehmender Seehoehe immer staerker werden. Da regelmaessige Duengung und Pflege nur in wenigen Faellen moeglich bzw. gewuenscht sind, ist der Einsatz von standortgerechten Saatgutmischungen zur Wiederbegruenung in Hochlagen nicht nur aus oekologischer, sondern auch aus oekonomischer Sicht sinnvoll und notwendig.
116.6 (Allgemeine Darstellungen über Erosion und Schutzmaßnahmen gegen Erosion) [23] (Oberhalb des Meeresniveaus. Die gegliederte Erdoberfläche. Auf dem festen Land im allgemeinen. Gebirge)