Der "Südliche Kiefernprozessionsspinner" oder "Pinienprozessionsspinner" Thaumetopoea pityocampa (DEN. P SCHIFF.) ist ein mediterraner Kiefernschädling, der in den wärmebegünstigten Tälern Südtirols (Etschtal und Eisacktal, bis in Höhenlagen von 800 - 1000m aufsteigend) seine nördliche Randverbreitung erreicht (Abb.4). Dabei zeigte sich, dass die Kälteresistenz der hiesigen Kiefernprozessionsspinner-Populationen unter den Grenzwerten liegt, die HUCHON P DEMOLIN 1970 fuer Südfrankreich angeben (bei 1800 Stunden Sonnenscheindauer eine mittlere Januar-Minimaltemperatur von nicht unter 0 Grad C). Die durch revisionsbedürftige Staatsgesetze von 1926/38 vorgeschriebene italienweite Bekämpfung, bei der in Südtirol alljährlich ca. 66% der Raupengespinstnester vernichtet werden, verursacht hohe Kosten (ca. 75 - 120 Mill. Lire). Durch eine Befallsanalyse der letzten 50 Jahre, die sich bis anfangs der 70er Jahre auf ältere (teilweise unvollständige und unzuverlässige) Archivunterlagen des LFI-Bozen stützt und für die letzten 2 Jahrzehnte auf neuere und genauere Erhebungsmethoden durch das Forstpersonal und Verfasser, wird versucht, den Gradationsverlauf aufzuzeigen (Abb.9). Vergleiche mit den klimatischen Jahresverläufen zeigen, dass warmtrockene Sommer den Befall des Kiefernprozessionsspinners (wie auch anderer Forstschädlinge) fördern; regenreiche Herbstwitterung (z.B. 1993) wirkt hingegen befallshemmend durch hohe Jungraupen-Mortalität. So hat denn auch eine Reihe von warmtrockenen Sommern in den 80 - 90er Jahren zu einem merklichen Gradatiuonsschub geführt, dem stärksten seit den Massenauftreten anfangs der 50 - 60er Jahre. Die bisher in Südtirol angewandten Bekämpfungsmethoden werden eingehend diskutiert: Die besonders in den 50 - 60er Jahren übliche "biologische Bekämpfung" mittels Raupenzuchtkäfer ("Gabbioni") im Walde (zur Förderung natürlicher Raupenparasitierung) sowie das seit den 80- 90er Jahren praktizierte "Abschiessen" der Raupennester mittels Schrotgewehr, erwiesen sich beide als wenig effizient. Überhaupt erscheint eine mechanische Bekämpfung (meist durch Abschneiden und Verbrennen der Gespinstnester) in dem hier getätigten quantitativen Ausmass problematisch, da dabei zumindest ein Drittel der Nester zurückbleiben und überleben. Durch seine vorwiegend 2jährige Generationsdauer, vermag der Schädling diese Verluste immer wieder durch Überlieger-Puppen (häufig auch bis ins 3. Jahr) auszugleichen. Es wurde daher seit 1992 versuchsweise begonnen, in einigen Gebieten überhaupt nicht mehr zu bekämpfen, in der Erwartung, dass sich ein natürliches Gleichgewicht einpendelt. Die Befallsdichte des Kiefernprozessionsspinners ist in Südtirol - verglichen mit den Mediterrangebieten (z.B. Korsika: vgl. Kap. 8,5) - ansich nicht sehr hoch; der jährliche Befall betrifft rd. 1500ha Kiefernwälder (red. 250ha), mit landesweit durchschnittlich 54.000 Raupennestern (min: 15.000; max: 160.000) . Die durchschnittliche Befallsstärke liegt bei 1,8 Nestern/Baum (vgl. Tab. 31), bei Schwarzkiefern (Pinus nigra austriaca) meist etwas höher (2,5 - 3 Nester/Baum). Der Raupenfrass verläuft in Südtirol nie bestandesbedrohend, auch nicht bei starkem Befall der deutlich bevorzugten Schwarzkiefern (bei denen vereinzelt bis zu 30 und mehr Nester/Baum gezaehlt wurden). Der hohe Anteil von hauptsächlich in den 50er Jahren angepflanzten Schwarzkiefern - besonders im Vinschgau - ist aber ein wesentlicher Mitgrund für die dort zu verzeichnende starke Befallszunahme in letzter Zeit. Waldbauliche Massnahmen bilden somit einen wesentlichen Aspekt bei der Eindämmung des Schädlings.
453 (Insekten [Für die weitere Unterteilung siehe Familien unter 14 oder alternativ (beschrieben nach Regelfall 1d in der Einleitung) können die Nummern alphabethisch nach Familien und Arten unterteilt werden (Appendix C)]) 450 (Allgemeines. Begünstigende Faktoren und Ursachen des Schadenauftretens (einschl. Schädlingsprognose) [Kreuzverweise zu anderen Unterteilungen von 45 nach Bedarf]) 145.7x18.79 (Thaumetopoeidae) 174.7 (Coniferae [Siehe Anhang D]) [450.323] (Südtirol)