Als Beitrag zum Studium der Veraenderungen von Flora und Vegetation in Mitteleuropa unter dem Einfluss des Menschen werden folgende Fragen behandelt: Welche Ursachen und welche Folgen fuer Flora, Vegetation und Landschaften haben die Einfuehrung und die Einbuergerung fremdlaendischer Pflanzensippen? Welche eingefuehrten und eingeschleppten Pflanzen koennen bei einem Aufhoeren jeglicher anthropogener Aktivitaeten in der sich dann einstellenden Vegetation aus eigener Kraft ueberleben? Agriophyten (Neuheimische) im Sinne von KAMYSEV (1959) sin Sippen, die erst durch die Taetigkeit des Menschen in ein Gebiet gelangt sind, aber mittlerweile als feste Bestandteile der natuerlichen Vegetation auftreten und in ihrem Fortbestehen nicht mehr auf die Taetigkeit des Menschen angewiesen sind. Bei einem Bezug auf die reale natuerliche Vegetation werden vom Menschen weitgehend unveraenderte Standorte ebenso beruecksichtigt wie solche, "die ihre Entstehung zwar menschlichem Einfluss verdanken, jedoch eine Entsprechung in unveraenderten Standorttypen innerhalb des Bezugsgebietes finden" (KOWARIK 1987). Alte Gemaeuer z.B. koennen in ihren Lebensbedingungen jenen natuerlicher Felsstandorte entsprechen. Zur Abgrenzung der Agriophyten eines bestimmten Gebietes dienen ein historisches, ein vegetationskundliches und ein populationsbiologisches Kriterium (Kap.1): - Einfuehrung und Einbuergerung nach dem Einsetzen menschlichen Einflusses auf die Vegetation (bei Neophyten sicher, bei Archaeophyten oft unsicher anzugeben); die Phaenomene von Hemerochorie und Agriophytie sind hauptsaechlich Folgen des durch den Weltverkehr und Welthandel seit 1500 bewirkten Zusammenbruchs der naturgegebenen Schranken, die seit dem Tertiaer zwischen isolierten Florenreichen und -zonen bestanden haben (ELTON 1958, SUKOPP 1962), - Vorkommen in natuerlicher Vegetation (oder auf natuerlichem Standort, wenn Agriophyten eigene Pflanzengesellschaften aufbauen, STARFINGER 19990a), - Kontinuitaet der Ansiedlung dank ihrer Faehigkeit, der Konkurrenz einheimischer Pflanzen (oder dem Verbiss durch einheimische Tiere) zu widerstehen und sich (anders als Ephemerophyten) aus eigener Kraft fortzupflanzen. In Mitteleuropa haben die floristische und die vegetationskundliche Bestandsaufnahme (zur Forschungsgeschichte vgl.Kap.1.2) einen Stand erreicht, der es moeglich erscheinen laesst, fuer alle Vegetationstypen den Vorgang der Agriophytie zu untersuchen. Die Darstellung beruht auf eigenen Beobachtungen, Langzeitvergleichen und historischen Fallstudien. Viele dieser Befunde sind bisher nicht zusammenfassend publiziert und pflanzengeographisch und oekologisch ausgewertet worden. Solche induktiven Beitraege erlauben zwar nur Verallgemeinerungen geringer und mittlerer Reichweite, bieten aber besser gesicherte Grundlagen fuer Prognosen ueber das Verhalten von Arten in fuer sie neuen Oekosystemen als Oekosy...