1. Ein Telemetriesender zur temperatur- und barometrischen Luftdruckmessung wurde entwickelt und ermoeglicht erstmals die dreidimensionale Erfassung der Raumnutzung von Voegeln auf telemetrischem Wege. Dazu ist die Verwendung von Luftdruck-Referenzen im Untersuchungsgebiet notwendig. 2. Ein weiterentwickeltes Rucksackgeschirr gestattet eine rueckwirkungsarme Befestigungsmethode fuer Telemetriesender bis 200g nahe am Koerperschwerpunkt und stellt einen Senderabwurf nach Ablauf der Batterielebensdauer sicher. 3. Ein Telemetriesystem nach dem Doppler- Peilverfahren wurde entwickelt, das mit herkoemmlichen Telemetriesendern kompatibel ist und in weiten Bereichen auf verschiedene Tierarten, Fragestellungen und Untersuchungsgebiete adaptiert werden kann. 4. Neben einer Winkelmessung koennen Pulsintervallcodierte Messdaten erfasst werden. In der vorliegenden Studie wurde dies zur Messung der Gefiedertemperatur und des Luftdrucks genutzt. 5. Alle Peilstationen werden von einem zentralen PC ueber Funkstrecken gesteuert. Die Berechnung der Aufenthaltsorte sowie der Temperatur-, Luftdruck- und Hoehenwerte erfolgt ohne Aktualitaetsverlust. Die grafische Darstellung der Messergebnisse auf einer Karte des Untersuchungsgebiets ermoeglicht einen schnellen Ueberblick auf dem Bildschirm. 6. Das Telemetriesystem erreicht eine Peilgenauigkeit von bis zu 1 Grad und datenraten von maximal 1 Datensatz alle 5 Sekunden. Topografische Wechselwirkungen mit dem Gelaende und andere Phaenomene der Wellenausbreitung fuehren zu einer z.T. erheblichen Beeintraechtigung der Datenqualitaet bei der Standortbestimmung. 7. Der Aktionsraum der freifliegenden Geierkolonie des Salzburger Tierparks "Heilbrunn" wurde telemetrisch erfasst; er betraegt ca. 150km2. 8. Unter Anwendung eines geografischen Informationssystems wurden Modelle zur Beurteilung der Thermiksituation und der dynamischen Hindernisaufwinde entwickelt. Diese gestatten eine Beurteilung der Flugbedingungen fuer verschiedene Wettersituationen. Die Flugbedingungen variieren im Tages- und Jahresverlauf erheblich. 9. Die Flugaktivitaeten der Gaensegeier zeigen deutliche Korrelationen zum Wettergeschehen. Durch angepasstes Flugverhalten koennen Geier haeufig mangelnde Thermik durch dynamische Hindernisaufwinde ersetzen. 10. Im Winter verschlechtern sich die Flugbedingungen spuerbar. Kleinraeumig sind aber i.d.R. immer Bereiche mit guten Flugbedingungen verfuegbar. Durch ihre grosse Flugerfahrung und ihre Faehigkeit zu mehrwoechigem Hungern koennen adulte Gaensegeier die Winterperiode schadlos ueberstehen. 11. Juvenilvoegel haben aufgrund ihrer ungenuegenden Flugerfahrung und Kondition hohe Verluste im ersten Lebensjahr. Sie weisen zudem eine geringere Fresseffizienz auf. 12. Die taeglich zur Verfuegung stehende Energiemenge gestattet den Geiern bei durchschnittlichen Flugbedingungen maximale Flugstrecken von ca. 40km pro Tag. Es gibt Hinweise darauf, dass das Energiebudget den Anteil verschiedener Aktivitaetsformen im Tagesverlauf bestimmt. Durch angepasstes Flugverhalten werden z.T. erhebliche Energieeinsparungen erzielt. 13. Flugaktivitaeten koennen eine thermoregulatorische Funktion haben. Nach Anstieg der Gefiedertemperatur ueber die Koerpertemperatur wurde durch Thermiksegeln eine Abkuehlung des Gefieders um bis zu 24 Grad C erreicht. 14. Die Anwendung flugmechanischer Modelle auf Gaensegeier ergab eine minimale Sinkgeschwindigkeit von 0,89 m/s bei einer Fluggeschwindigkeit von 11,3 m/s. Als guenstigstes Gleitverhaeltnis wurden 14,7:1 bei einer Fluggeschwindigkeit von 14,9 m/s ermittelt. Thermikradien ab 26,2m koennen effizient genutzt werden. 15. Die flugmechanischen Kenngroessen deuten im Vergleich zu anderen Geierarten auf eine Adaptation an wenig thermikbeguenstigte Lebensraeume hin. 16. Die Bestandsgroesse der feifliegenden Kolonie des Salzburger Tiergartens "Hellbrunn" fluktuierte ueber die Jahre zwischen 10 und 19 Individuen. Bei einer Reproduktionsrate von 40-50% und einer Mortalitae...