In der vorliegenden Arbeit wurden Ergebnisse der Untersuchungen an Spechten im Nationalpark Berchtesgaden dargelegt. Es wurden Fragen zur Habitatwahl, Ernaehrungsoekologie und Populationsdichte der vorkommenden Spechte behandelt. Die Untersuchungen wurden in den Jahren 1987 bis 1993 in ausgewaehlten, totholzreichen Testgebieten des Nationalparks mit einer Gesamtgroesse von rund 4.400ha durchgefuehrt. 1.) Gruenspecht (Picus viridis) . Die Verbreitung war vor allem auf die Tallagen an der noerdlichen Parkrandgrenze beschraenkt. Der Gruenspecht bevorzugte ausserhalb des geschlossenen Waldes liegende Wiesen und alte lichte Mischwaelder. Er nutzte haeufig auch die juengsten Altersstadien mit Ueberhaeltern. Die Stammstaerke des Totholzes und die Totholz-Grundflaeche spielten im Vergleich zu den anderen Spechtarten eine geringere Rolle. Dagegen wurden haeufig stockreiche Waelder genutzt. Im schmalen Nahrungsspektrum wurden 4.050 Beutetiere aus 13 Arten festgestellt. Die wichtigste Rolle spielten verschiedene Ameisenarten ueberwiegend aus der Gattung Formica mit einem Anteil von 61,8%. Als Nahrungssubstrat dienten anteilig Ameisennester sowie tote und lebende Baeume. Die am haeufigsten genutzten Totholzformen waren Stammteile und Stoecke im fortgeschrittenen bis vermoderten Zersetzungsstadium. Der Flaechenanteil geeigneter Habitate war im Nationalpark gering. Die potentiell guenstigen Gebiete waren an der noerdlichen Parkgrenze konzentriert. 2.) Schwarzspecht (Dryocopus martius). Der Verbreitungsschwerpunkt lag in Hanglagen zwischen 1.100 und 1.200m ue.NN. Die mehrschichtigen Bergmischwaelder aus Fi mit Lbh zwischen 100 und 120 Jahren wurden bevorzugt genutzt. Die Grundflaeche dieser Waldbestaende lag zwischen 30 und 40 qm/ha. Der Schwarzspecht bevorzugte Waelder mit einer Totholzgrundflaeche ueber 6 qm/ha. Im Nahrungsspektrum ueberwogen mit 61,5% der Beutetiere die Ameisen Formica sp. Insgesamt wurden 4.291 Beuteobjekte aus 20 Arten nachgewiesen. Das wichtigste Nahrungssubstrat war Totholz im fortgeschrittenen Zersetzungsstadium. Stehendes Tohtholz wurde vor allem in Bodennaehe genutzt. Die Hochlagen wurden im Winter vom Schwarzspecht verlassen. Zur Brutzeit wurde fuer das Gesamtgebiet eine Siedlungsdichte von 0,25 BP/km2 ermittelt. Geeignete Habitate waren im Nationalpark selten. Es handelte sich ueberwiegend um Flaechen mit geringer Praeferenz. 3.) Buntspecht (Dendrocopos major). Die bevorzugten Gebiete waren lichte alte Nadelwaelder mit Fi und Lae, sowie mit zahlreichen Stoecken. In diesen Bestaenden war Totholz in Stammstaerken zwischen 30 und 40cm vorhanden. Das Nahrungsspektrum war mit 973 Beutetieren aus 35 Arten sehr vielseitig. Zapfensamen bildeten waehrend des ganzen Jahres mit einem Volumenanteil von 60,3% die wichtigste Nahrungsgrundlage. Das wichtigste Nahrungssubstrat waren stehende tote Baeume im fortgeschrittenen Verrottungsstadium, die dem Buntspecht als "Schmieden" dienten. Im Winter war der Buntspecht mit einer Dichte von 0,09 Individuen/10ha und einer schwankenden Frequenz vertreten. Zur Brutzeit wude im Nationalpark eine Siedlungsdichte von 0,74 BP/km2 ermittelt. Das Gebiet bot gute Verbreitungsmoeglichkeiten. Dabei waren potentiell besonders praeferierte Flaechen im ganzen Nationalpark mosaikartig verbreitet. 4.) Weissrueckenspecht (Dendrocopos leucotos). Die Verbreitung war auf einige wenige, hoch gelegene Hangbereiche mit verlichteten Bergmischwaeldern aus Fi-Lbh(Bu) beschraenkt. Diese mehrschichtigen Waldbestaende waren 160 bis 180 Jahre alt. Sie hatten eine Grundflaeche von 30 bis 40 qm/ha und eine Totholzgrundflaeche von 4 bis 6 qm/ha. Der groesste Anteil im vielfaeltigen Nahrungsspektrum mit 787 Objekten aus 17 Arten entfiel auf Ameisen und Borkenkaefer, sowie auf verschiedene Insektenlarven. Mittelstarke tote Fichten im morschen Zersetzungsstadium waren das wichtigste Nahrungssubstrat. Im Winter wurde der Weissrueckenspecht nicht beobachtet. Der Nationalpark bot nur auf kleinen Teilflaechen op...