Böden naturnaher Bergwaldstandorte auf carbonatreichen Substraten sind Gegenstand dieser Untersuchung. An umfassende Geländestudien mit detaillierter Gliederung und morphologischer Beschreibung der Profile schliesst sich die chemische Kennzeichnung ausgeschiedener Horizonte im Labor an. Sie beinhaltet Routineanalytik (pH, C, N, Carbonat; KBa (Ba = mit BaCl2 extrahierbar), MgBa, CaBa; MnE (E = EDTA-extrahierbar); FeBa, FeE, FeO (O = Oxalat-extrahierbar); AlBa, ALE, AlO; CO) sowie die Bestimmung organischer Zellwandstoffe (Lignin, Cellulose, nichtcellulosische Polysaccharide) und Zellinhaltsstoffe (Protein-N, freier Alpha-Amino-N). Die Ergebnisse werden interpretiert im Hinblick auf: (I) Erarbeitung einer reproduzierbaren, objektiven Horizontansprache; (II) Überprüfung der systematischen Einordnung der Böden und Unterbreitung von Vorschlägen für eine eindeutige Nomenklatur; (III) Deutung von Bodengenese und ökologischen Eigenschaften. (I): Folgende L- und O-Horizonte sind aufgrund morphologischer und chemischer Eigenschaften auszuscheiden: Ln (n = neu), Lv (v = verändert), Ld (d = dicht); Of, Ohf, Ofh, Oh; Odf (d = dicht), Odhf, Odfh, Odh; Oh, Me (Me = organisch gebundene Metallionen, z.B. Ca, Fe, Al). Wichtige Mineralbodenhorizonte (Ah, Ai, Cv) werden ebenfalls aufgrund objektiv fassbarer chemischer Eigenschaften definiert. (II): Aus der Abfolge aller L- und O-Lagen, die mindestens 50% Deckung und 0,5cm Mächtigkeit aufweisen, wird der sog. Humustyp festgelegt (Mull, Moder, Moer, Rohhumus). Da besonders mächtige organische Lagen die Eigenschaften der Pedosphäre vorrangig oder fast ausschliesslich bestimmen, sollen obige Humustypbezeichnungen mit dem Präfix "Tangel-" kombiniert werden, wenn die Mächtigkeit von L- + O-Lagen 30cm übersteigt (z.B. Tangelmoder). Aufgrund der Abfolge von A-, B- und C-Lagen im Bodenprofil, die diagnostische Bedeutung erlangen, wird auf den sog. Mineralbodentyp geschlossen (z.B. Renpetrosol, Renskelettosol, Rensyrosem, Renlockersyrosem, Rendzina, Lockerrendzina). Die sprachliche Kombination von Humus- und Mineralbodentyp kennzeichnet eindeutig den Bodentyp (z.B. Mull-Rendzina). Die Ergebnisse legen eine Erweiterung der Klassen der Böden der Bundesrepublik Deutschland (Mückenhausen 1977) nahe. Vorgeschlagen wird, O-C-Boeden als Petrosole bzw. Skelettosole, O-Ai-C-Boeden als Syroseme bzw. Lockersyroseme und O-Ah-C-Böden als Rendzinen (Pararendzinen, Ranker) bzw. Lockerrendzinen (Lockerpararendzinen, Lockerranker) zu definieren, je nachdem ob Fest-(mC) oder Lockergestein (lC) ansteht. Böden mit Tangelhumus sollte man in einer eigenen Abteilung "Tangelsole" zusammenfassen. Vergleicht man den unterbreiteten Nomenklaturvorschlag mit anderen Klassifikationssystemen, so gilt: (1) Vergleich mit Kubiena (1953): Genetisch und ökologisch wichtige Unterschiede zwischen einzelnen Bodentypen gehen aus den Bezeichnungen Kubienas (1953) nicht klar hervor; der Rendzina-Begriff Kubienas stimmt mit dem keines anderen Systems ueberein, das weltweite Geltung beanspruchen darf. (2) Vergleich mit Mückenhausen (1977) unter Zugrundlegung der neuen DBG-Nomenklatur (Arbeitskreis fuer Bodensystematik 1982): Wie bei Kibiena (1953) lassen die Bezeichnungen keine eindeutige genetische und ökologische Interpretation zu; viele untersuchten Böden sind nicht sinnvoll in die Systematik einzureihen, weil O-C-Böden dort nicht gesondert erfasst werden. (3) Vergleich mit Duchaufour (1976): In der systematischen Einordnung zeichnet sich eine weitgehende Uebereinstimmung mit dem hier unterbreiteten Vorschlag ab; Tangelsole werden jedoch nicht getrennt ausgeschieden. (4) Vergleich mit FAO-Unesco (1974): Viele der untersuchten Böden lassen sich nicht oder nicht sinnvoll klassifizieren. Ein "histic O horizon" - im Gegensatz zu "histic H horizon" nicht anhaltend vernaesst - müsste als diagnostic horizon eingeführt und dann eine Neuordnung vorgenommen werden.
114.2 (Chemie des Bodens. Analyse (Gleichlaufend mit UDK 631.41 geordnet)) 114.3 (Bodenbildung. Das Bodenprofil und seine Entwicklung) 114.4 (Einteilung der Böden. Bodentypen) 174.7 (Coniferae [Siehe Anhang D]) 176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D]) [23] (Oberhalb des Meeresniveaus. Die gegliederte Erdoberfläche. Auf dem festen Land im allgemeinen. Gebirge) [430] (Deutschland, 1990-)