In einem Lärchenwald im Nationalpark Berchtesgaden wird erstmalig die Bedeutung der Diplopoden bei der Streuzersetzung untersucht. Hierbei wird nicht nur der Einfluss bei der physikalischen (mechanischen), sondern auch bei der chemischen Zerkleinerung der Streu dargestellt. 1. Faunistische Aufsammlungen (Stechzylinder 25 x 25cm2) in der schneefreien Zeit von Juni bis Oktober zeigen einen Anteil der Diplopoden an der Gesamtbiomasse der saprophagen Macro- und Megainvertebratenfauna von 51%. Neben den Diplopoden sind nur die Lumbriciden von grösserer Bedeutung. Andere Gruppen der saprophagen Macrofauna treten stark zurück. 2. Die mittlere Dichte der Diplopoden während der angegebenen Zeit beträgt 82.3 Ind/m2, die Biomasse wird mit 115 mgTG/m2 angegeben. Das Maximum liegt mit 139 Ind/m2 bzw. 209 mg/m2 im Monat August. Die Gemeinschaft der Diplopoden setzt sich aus zehn Arten zusammen. Aus diesen Arten kristallisieren sich die drei Juliden-Arten Leptoiulus noricus, Leptoiulus saltuvagus und Enantiulus nanus als dominante Arten heraus. Sie haben an der Individuenzahl und der Biomasse einen Anteil von 89 bzw. 94%. Alle weiteren Untersuchungen werden im wesentlichen mit den drei genannten Arten durchgeführt. Zum Vergleich werden zusätzlich Diplopoden-Arten aus einem Lärchenwald in Schleswig-Holstein und einem Buchenwald bei Bayreuth bearbeitet. 3. Versuche zur vertikalen Verteilung der drei dominanten Arten zeigen, dass sich die Diplopoden auf oder in oberflächennahen Schichten (1. und 2. cm) aufhalten. Einjährige, einmal überwinterte Streu kommt daher als potentielle Nahrung für die Tiere in Betracht. 4. Es werden Nahrungswahlversuche mit der Streu von fünf im Untersuchungsgebiet vorkommenden Pflanzenarten durchgeführt (Laerche, Fichte, Buche, Vaccinium, Rhododendron). Hierzu werden zwei unterschiedliche Auswertemethoden gezeigt. Bei der direkten Wahl zwischen den Nahrungen wird Vaccinium eindeutig bevorzugt. Lärche, Fichte und Buche sind miteinander vergleichbar und keine wird signifikant bevorzugt. Rhododendron wird weitgehend abgelehnt. Entscheidend für die Nahrungswahl können der Stickstoff-, der Phenolgehalt sowie die Menge an wasserlöslichen Zuckern der Blätter bzw. Nadeln sein. Diese Eigenschaften wirken nicht einzeln, sondern überlagern sich und bestimmen gemeinsam die Annahme oder Ablehnung der Nahrung (Streu) durch die untersuchten Tiere. Der Einfluss des microbiellen Besatzes der Streu für die Frassleistung wird anhand von Einzelfrassversuchen gezeigt. Weitere die Nahrungswahl beeinflussende Faktoren werden diskutiert. 5. Versuche zur Bestimmung der absoluten Frassleistung der Diplopoden an Lärchenstreu werden im Labor bei vier verschiedenen Temperaturen (5, 10, 15, 20 Grad C) durchgeführt. Die Bestimmung der Frassleistung an anderen im Untersuchungsgebiet vorkommenden Streuarten erfolgte bei 15 Grad C. Die Ergebnisse werden sowohl in der vom Gewicht der Tiere abhängigen Form des Consumindex (CI) als auch in der vom Gewicht weitgehend unabhängigen Form des Consumquotienten (CQ) dargestellt. Die Frassleistung erweist sich bei allen untersuchten Arten als deutlich temperaturabhängig, mit einem Optimum bei 15 bis 20 Grad C. Die Temperaturabhängigkeit der Frassleistung ist bei den einzelnen Arten unterschiedlich ausgeprägt. So liegen die Q10-Werte für den Temperatursprung von 5 zu 15 Grad C zwischen 2 (Leptoiulus noricus) und 4 (Leptoiulus saltuvagus). Die Consumquotienten erweisen sich als nicht artspezifisch, vielmehr liegt eine Abhängigkeit sowohl von der Temperatur als auch von der angebotenen Nahrung vor. Die Ergebnisse der Versuche zur Bestimmung der Frassleistung werden mit Hilfe von gleichzeitig durchgeführten Freilandversuchen abgesichert. Hierbei zeigen die über die gleiche Versuchsdauer ermittelten Labor- und Freilanddaten eine gute Übereinstimmung (keine signifikanten Unterschiede). 6. Die Verdaulichkeit der Nahrung zeigt eine Änderung mit der Temperatur. Hierbei schei...