Es ist das Ziel der vorliegenden Untersuchung, den Einfluss des wirtschaftenden Menschen auf das Humuskapital von Gebirgsstöcken aufzuzeigen. Als Untersuchungsgebiet bot sich der Alpenpark Berchtesgaden an, weil er eine nahezu tausendjährige Alm- und Forstwirtschaftsgeschichte aufweist. Zum Vergleich wurden auch Standorte am Geigelstein ausgeschieden. Jede Probefläche besteht aus standörtlich möglichst homogenen Vergleichsflächen, die alm- bzw. forstwirtschaftlich genutzt werden oder wurden. Die Probenahme erfolgte in der Regel auf 4-5 Einschlägen pro Vergleichsfläche. Im Labor analysierten wir C, N, pH, Porenvolumen und Carbonatgehalt. Die Unterschiede der Mittelwerte von Vergleichsflächen wurden varianzanalytisch getestet. Das mittlere Humuskapital der untersuchten Gebirgswaldstandorte betraegt 10-12kg C/qm/50cm Bodentiefe, einschliesslich der organischen Auflagen. Die entsprechenden Werte für die Stickstoffvorräte lauten 0,750 - 0,980kg N/qm/50cm. Wegen einer Vielzahl von Kahlschlägen in den letzten 800 Jahren mit nachfolgender Erosion, Zerstörung der organischen Auflagen durch Viehtritt, wurde der Humusvorrat unter Wald sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Je schonender der Eingriff erfolgte und je weiter dieser zurückliegt, um so humusreicher sind die Waldstandorte. Ihr ursprüngliches Humuskapital ist auf unseren Probeflächen heute aber nicht mehr vorhanden. Auf den Almlichten kam es dagegen nur zu einem einmaligen Rodungskahlhieb mit anschliessender teilweiser Regeneration und Stabilisierung durch die Vegetation der Almmatten. Deshalb können dort die Humusreserven im Vergleich zum Bergwald in seiner heutigen Verfassung in Ausnahmefällen das gleiche Niveau erreichen oder sogar knapp darüber liegen. In der Regel lässt sich jedoch ein merklicher Humusschwund von im Mittel 20 - 30% nachweisen. In Abhängigkeit von der Beweidungsintensität sind die Oberböden der Lichtalmen im allgemeinen beachtlich stickstoffreicher als die Forststandorte. Der Stickstoffgewinn kann bis zu 32% betragen. Das ist der mittlere Maximalwert der flachgründigen, skelettreichen Gebirgsböden in der montanen Stufe des Hagengebirges. Im Mittel liegt der Stickstoffgewinn der Almmatten zwischen 10 - 20%. Stets sind die oberen Bodenhorizonte N- reicher. Durch den Viehtritt kommt es auf den Almmatten zu einer mittleren, signifikanten Abnahme des Porenvolumens der Oberböden in Höhe von 9 - 16%. Kahlschlag bedingt (im Vergleich zu bewaldeten Flächen) keine Abnahme des Porenvolumens der Ah-Horizonte, jedoch Humusverluste von 30 - 40% und Stickstoffverluste von 10 - 30%. Der Vergleich von Kahlschlagflächen mit Lichtalmboeden beweist die teilweise Regeneration bei nachhaltiger Beweidung, denn die Mattenböden sind je nach Bodentiefe 10 - 20% humusreicher bzw. 25 - 38% stickstoffreicher als die entsprechenden Kahlschlagflächen. Die bisherigen Befunde machen wahrscheinlich, dass tiefgründige, lehmig-tonige Böden einen höheren Humusschwund aufweisen als flachgründige, skelettreiche Substrate. Wir führen das auf die enorme Verdichtung toniger Standorte durch den Viehtritt zurück, während Skelettreichtum diesem Effekt entgegenwirkt. Dadurch und wegen der Flachgründigkeit ist die Durchwurzelung der Rendzinen intensiver. Eine hohe Produktion an Wurzelbiomasse mindert den Humusschwund. Bei Stickstoff liegen die Verhältnisse umgekehrt. Vermutlich kommt es auf den dichten Lehmböden bei Wasserstau, z.B. während der Schneeschmelze, zu Denitrifikation.
114.35 (Bodenstreu (Förna) und Humushorizonte) 114.261 (Stickstoff und Stickstoffverbindungen) 114.14 (Bodenstruktur und Bindigkeit. Homogenität) 114.34 (Beziehungen zu anderen Faktoren) [23] (Oberhalb des Meeresniveaus. Die gegliederte Erdoberfläche. Auf dem festen Land im allgemeinen. Gebirge) [430] (Deutschland, 1990-)