Als Grundlage für eine flächige Erfassung der Waldstandorte und Waldgesellschaften im St. Galler Berggebiet wurde in den Jahren 1989 bis 1992 eine vollständige Neubearbeitung dieser bisher nur lückenhaft bearbeiteten Region durchgeführt. Zur Bildung eines möglichst lückenlosen Typensystems dienten Vegetationsaufnahmen der Literatur, die durch zahlreiche neue Aufnahmen ergänzt werden mussten. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage nach der Auswertbarkeit grosser floristischer Datensätze aus Aufnahmen verschiedenster Herkunft. Die Probleme, die bei der Auswertung solcher keineswegs "objektiv" erhobenen Daten entstehen, wurden eingehend beleuchtet. Es wurde davon ausgegangen, dass die Vegetation gradientartig aufgebaut ist und somit die zu bildende Typisierung nicht den Charakter von "natürlichen" Systemen hat. Die Systeme werden als "aufzusetzend" betrachtet und sind somit frei wählbar. Multivariate Analysemethoden eignen sich nur bedingt zur Bildung eines Typensystems, das eine als "zutreffend" empfundene Ansprache von beliebigen Bestaenden des Untersuchungsgebietes ermöglicht. Die den Vegetationsaufnahmen zu Grunde liegenden Vorstellungen und Hypothesen der jeweiligen Autoren müssen in die Auswertung einbezogen werden, erst diese Zusatzinformationen ermöglichen, dass ein einheitliches Bild eines Typus entstehen kann. Diese als "Idealbilder" bezeichneten Typusvorstellungen wurden unter Einbezug standörtlicher und physiognomischer Merkmale für 68 Einheiten im Detail beschrieben und dargestellt. Mit Hilfe von Korrespondenzanalysen und Zeigerwertberechnungen der floristischen Daten wurden die Einheiten getestet. Es zeigte sich, dass für eine Typisierung von Standorten, bei denen ein Faktor besonders stark wirkt und zum Minimumfaktor wird, eine analytische, nur auf floristischen Daten beruhende Betrachtungsweise zu ähnlichen Resultaten führt wie eine Auswertung unter Einbezug der Idealbilder, Standorte mit durchwegs mittleren Verhältnissen konnten mit analytischen Methoden nicht in der erwünschten Feinheit gegliedert werden. Standörtliche Merkmale, insbesondere solche des Bodens, sind dabei unerlässlich. Das Typensystem wurde auf 14 ausgesuchten Flächen des Untersuchungsgebietes mit verschiedenen Personen getestet. Nachdem 2700ha der 3400ha umfassenden Kartierungen durchgeführt waren, musste das System nicht mehr angepasst werden und konnte als mehr oder weniger abgeschlossen betrachtet werden. Die gefundenen Einheiten wurden in ein pflanzensoziologisches Gliederungsystem eingefügt und mit bisherigen Systemen der Schweiz und des benachbarten Auslandes verglichen und kritisch diskutiert. Es konnten wertvolle Aspekte von zahlreichen, bisher nur aus anderen Gebieten beschriebenen Gesellschaften aufgezeigt, einige neue Einheiten beschrieben sowie zahlreiche Änderungs- und Interpretationsvorschläge des Systems der Waldgesellschaften und Waldstandorte der Schweiz gemacht werden.