Das Keimverfahren und die Jungpflanzenentwicklung wurde bei 14 alpine Leguminosenarten aus 65 Populationen untersucht. Die Arbeit umfasst Untersuchungen der Samen, Keimungsversuche unter kontrollierten Bedingungen, Beobachtungen im Gewächshaus und im Garten, sowie Ansaaten und Auspflanzungen auf planierten Skipisten in der alpinen Stufe von Davos. Die Feldaussaaten wurden zum Teil mit Curlex- oder Jute-Decken geschützt und teilweise wurden den Versuchsflächen Substrate oder Dünger beigefügt. Das Keimverhalten der untersuchten Arten wurde durch Diversität und Variabilität gekennzeichnet. Ohne Vorbehandlung keimten die Samen der allermeisten Arten mässig. Bei wenigen Arten war die Keimung gut, bei einigen weiteren - sehr schlecht. Diese Verhaltensmuster sind auf die verschiedene Ausprägung der angeborenen Keimruhe aufgrund einer wasser- und gasundurchlässigen Samenschale zurückzuführen. Die induzierte Keimruhe trat bei Samen auf, die unter offenbar ungünstigen Bedingungen gelagert wurden und bei Samen im Boden gegen Ende der Vegetationsperiode. Die aufgezwungene Keimruhe wurde in den Feldversuchen beobachtet. Dieser Keimruhetyp dürfte bei den Leguminosen hauptsächlich durch Trockenheit im Boden, teilweise auch durch tiefe Temperaturen verursacht werden. Arten mit grossen Samen wiesen eine geringe, Arten mit kleinen Samen eine ausgedehnte angeborene Keimruhe auf. Die Samengrösse nahm mit zunehmender Höhe über Meer ab. Damit verfügen Samen von höhergelegenen Standorten über eine stärkere Keimruhe. Die Diversität des Keimverhaltens lässt sich mit Einflüssen von allgemeinen, ökologischen Faktoren, wie auch durch genetische Komponenten erklären. Die Variabilität im Keimverhalten und der Jungpflanzenentwicklung bei den untersuchten Arten wurde offenbar durch verschiedene Faktoren beeinflusst, z.B. durch klimatische Bedingungen während der Samenbildung, Standortverhältnisse. Dauer der Vegetationsperiode, Fitness der Mutterpflanze und Rassendifferenzierungen. Aus den Untersuchungen ergeben sich einige Anhaltspunkte für die biologische Erosionsbekämpfung in der alpinen Stufe bezüglich Aussaatvorbereitung, Aussaatzeitpunkt, Saatbeetbehandlung und Schutz der Aussaaten durch Abdeckmaterialien. Es wird aber betont, dass keine grossflächigen Planierungen oberhalb der Waldgrenze ökologisch zumutbar sind.
116.6 (Allgemeine Darstellungen über Erosion und Schutzmaßnahmen gegen Erosion) 164.8 (Samen) 181.525 (Keimung und Entwicklung der Sämlinge) 176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D]) [234.3] (Alpen)