Die Saatguteigenschaften, die erreichbare Saatgutqualitaet und die Samenvermehrbarkeit von 41 alpinen Herkuenften ausgesuchter Graeser, Kraeuter und Leguminosen wurden untersucht. Die Arbeit umfasst eine Beschreibung der Samen, Untersuchungen ueber die erreichbare technische Mindestreinheit, den Anteil der Mehrfachspelzfruechte (MSU) bei Schwingeln, das Samengewicht sowie die Ansprueche an eine definierte Keimfaehigkeitspruefung. Auf einer Versuchsflaeche in St. Martin/Grimming wurden grundlegende pflanzenbauliche Versuche zur Klaerung einer wirtschaftlich sinnvollen Samenvermehrbarkeit dieser Arten durchgefuehrt. Je nach Bedeutung der Arten wurden umfangreiche Versuche ueber Standortsansprueche, Anlagemethode, Saatzeitpunkt, Duengung, Pflege, Kulturdauer, Ertragsleistung und Erntemethode durchgefuehrt. Anhand der Beschreibung der Samen wurde eine Differenzierung schwer unterscheidbarer Samen der Gattung Festuca moeglich. Alle untersuchten Herkuenfte konnten mit kommerzieller Methoden gereinigt werden und glichen in ihren Eigenschaften dem Saatgut von Niederungsarten. Die Untersuchung des Anteils der MSU brachte weitere Differenzierungsmoeglichkeiten des Saatgutes verschiedener Arten der Gattung Festuca. Das Samengewicht wurde vor und nach der Inkulturnahme erhoben. Das Samengewicht nahm bei Vermehrungen in Tallagen zu. Einzelpflanzenanlagen brachten im Vergleich zu Drillsaatanlagen ebenfalls hoehere Samengewichte. Guenstigere Wachstumsbedingungen und leichterer Zugang zu den wichtigen Ressourcen duerften die Ursachen dafuer sein. Das Keimverhalten der alpinen Herkuenfte war durch Diversitaet und Variabilitaet gekennzeichnet. Saatgut aus Tallagenvermehrungen zeigte deutlich weniger differenziertes Verhalten. Oekologische Faktoren, wie klimatische Bedingungen waehrend der Samenbildung, Mikrostandortsverhaeltnisse und Fitness der Mutterpflanzen spielten dabei offensichtlich eine bedeutende Rolle. Genetische Komponenten (Rassendifferenzierung, Auslese schnell keimender Individuen) koennten ebenfalls wirksam sein. Samengewicht und Keimfaehigkeit standen in kausalem Zusammenhang zueinander. Anhand der gewonnenen Daten werden in Hinblick auf eine kommerzielle Vermehrung der Arten Vorschlaege fuer Keimfaehigkeitsuntersuchungen nach Vorgabe der ISTA sowie Vorschlaege fuer Grenzwerte der technischen Mindestreinheit und des Besatzes nach Vorgabe des oesterreichischen Saatgutgesetzes gemacht. Die Feldversuche zeigten hohe Ansprueche der untersuchten Arten an Feldvorbereitung, Pflege und Kulturfuehrung. Drillsaat und Untersaat unter Sommergerste erwiesen sich fuer die meisten Arten als optimal. Anlagetermine nach Anfang Juli brachte bei allen Arten nur mehr unbefriedigende Samenertraege. Die Ertragsfaehigkeit einiger Arten war ueberraschend hoch. Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht zeigten die Ergebnisse deutlich, dass eine Samenvermehrung in Tallagen bei den meisten der untersuchten Arten sowohl vom biologischen als auch vom kommerziellen Aspekt her moeglich ist. Sinn und Moeglichkeiten einer zuechterischen Weiterbehandlung des Materiales, die Frage nach der Groesse des Marktes fuer Hochlagensaatgutmischungen sowie die zu erwartenden Produktpreise werden abschliessend diskutiert.