Die Magistratsabteilung 22 (Umweltschutz) der Stadt Wien initierte eine umfassende Untersuchung der Pilotkläranlage der Hauptkläranlage Wien. Die dazu erforderlichen Abwasser- und Klärschlammanalysen wurden von den Labors des Umweltbundesamtes, der Hauptkläranlage Wien, der MA 22 (Umweltschutz), und der MA 15 (Umweltmedizin) der Stadt Wien vorgenommen. Die Koordination der Studie und die Berichterstellung erfolgte durch das Umweltbundesamt. Ziel der Studie ist die Erhebung und Beschreibung der wichtigsten abwasserspezifischen chemischen und physikalischen Parameter des Zu- und Ablaufwassers sowie vor der zweiten Klärstufe (MItte) der Pilotkläranlage. Neben den in Routinemessungen prinzipiell zu erfassenden Kenngrößen erfolgte eine Beurteilung der vorliegenden Schadstoffkonzentrationen in der Kläranlage, wurde die Effizienz der Pilotkläranlage erhoben und Aussagen über das ökotoxische Potential des Zu- und Ablaufwassers getroffen. Die 1980 in Betrieb genommene Hauptkläranlage Wien (HKA) ist als teilbiologische Anlage für gegenwärtig 2,5 Mio. Einwohnergleichwerte (EGW60) ausgelegt. Wegen einer erforderlichen Neudimensionierung der Kläranlage durch eine Einwohnerzunahme im Einzugsgebiet und neuer gesetzlicher Regelungen (Allgemeine Begrenzung von Abwasseremissionen in Fließgewässer und öffentliche Kanalisationen - AAEV, BGBl. Nr. 186/1996; Begrenzung von Abwasseremissionen aus Abwasserreinigungsanlagen für Siedlungsgebiete - AEV, BGBl. Nr. 210/1996) sind eine verfahrenstechnische Umstellung und wesentliche bauliche Veränderungen der HKA Wien notwendig. Insbesondere müssen die Stickstoffparameter Ammonium und Gesamtstickstoff an die Vorgaben der Abwasseremissionsverordnung (AEV) angepaßt werden. Außer den in der Abwasseremissionsverordnung gesetzlich geregelten Summenparametern wurden im Detail Anionen und Kationen (speziell von Schwermetallen), Inhaltsstoffe und Metaboliten von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln (Tenside, Komplexbildner, Duftstoffe), wichtige ubiquitäre Industriechemikalien (Phthalate und Bisphenole) und die hochtoxischen Organozinnverbindungen analysiert. Einige dieser untersuchten Chemikalien stellen endokrin wirksame Substanzen, sogenannte Xenohormone dar. Zur Erfassung des toxischen Potentials des Zu- und Ablaufwassers der Kläranlage wurden Toxizitätsuntersuchungen mit Leuchtbakterien, Algen und Daphnien durchgeführt.