Die Waldbewirtschaftung muss aufgrund der anthropogen veränderten Rahmenbedingungen in besonderem Maß darauf ausgerichtet sein, Depositionswirkungen so weit wie möglich zu kompensieren und Waldökosysteme zu stabilisieren. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung erfordert eine langfristige Erhaltung der Standortsqualität einschließlich der Filter- und Pufferfunktionen des Waldbodens. Die Kompensation aktueller Säure- und Stickstoffeinträge und die Stabilisierung gefährdeter Ökosystemfunktionen kann auf den meisten Standorten nicht mehr alleine auf der Basis waldbaulicher Steuerungsmechanismen erfolgen. Durch die mittlerweile großflächig stark fortgeschrittene Bodenversauerung müssen zusätzlich durch Waldkalkung Depositionswirkungen kompensiert und eine waldbauliche Umsteuerung unterstützt werden. So wird die vermehrte Einbringung von standortsgemäßen Laubholzarten auf vielen stark versauerten Standorten durch eine initiale Dolomitkalkung wesentlich erleichtert. Durch die Kalkung werden die aktuellen Säureeinträge abgepuffert und ein für die Etablierung von Wurzeln im oberen Mineralboden günstiges bodenchemisches Milieu geschaffen. Sowohl Waldkalkung als auch der vermehrte Anbau tiefwurzelnder, standortsgemäßer Baumarten zielen auf eine Stabilisierung und Vertiefung des Nährelementkreislaufes in den Mineralboden hinein und auf eine biologische Aktivierung des Mineralbodens hin. Nach Auswertung der Bodenzustandserhebung im Wald (BZE) sind rund 600.000 ha Wald dringend meliorationsbedürftig und rund 200.000 ha meliorationsbedürftig. Auf den weniger versauerten Standorten kann mit einer einmaligen Kalkung die Bodenversauerung über lange Zeit wirkungsvoll aufgehalten werden. Bei den stärker versauerten Standorten sind mehrere Wiederholungsmaßnahmen notwendig, um eine bodenchemische Stabilisierung zu erzielen. Vorrang bei Kalkungsmaßnahmen haben tiefgründig entbaste Böden, bei denen die akute Gefahr von Durchbrüchen der Versauerungsfront in die Hydrosphäre gegeben ist. In den Jahren 1984 bis 1995 sind in Baden-Württemberg etwa 162.000 ha gekalkt worden. Bei diesem Flächenfortschritt können in 30 Jahren alle dringend kalkungsbedürftigen Standorte in einem ersten Durchgang gekalkt werden. Die detaillierte Planung von Kalkungsmaßnahmen erfolgt über die Auswertung der Forstlichen Standortskartierung aufgrund von bodenchemischen Analysen.
237.4 (Verwendung von Düngemitteln z.B. Klärschlamm, Kompost oder Bodenimpfung [Unterteilung wie 232.322.4]) 114.25 (Bodenreaktion; Azidität, pH-Wert; Bodenversauerung)