Sturmwürfe hatten 1983/84 im Inneren Bayerischen Wald und im angrenzenden Böhmerwald eine Massenvermehrung des Buchdruckers (Ips typographus) ausgelöst. Nach vorübergehendem Abklingen gegen Ende der achtziger Jahre ist in diesem Jahzehnt eine zweite Befallswelle ausgebrochen, die, verstärkt durch warm/trockene Witterung, nach und nach immer größere Ausmaße annahm und bis heute anhält. In der Naturzone des Nationalparks Bayerischer Wald (Rachel-Lusen-Gebiet) wird der Fichtenborkenkäfer nicht bekämpft, denn dort sollen natürliche Prozesse ungehindert ablaufen können. Das in der Folge zu beobachtende Absterben von Fichtenbeständen wurde im gesamten bisherigen Verlauf der Gradation durch jährliche Befliegungen dokumentiert. Im Jahre 1999 stand die Schwärmaktivität der Buchdrucker der des Vorjahres nicht nach. Die Vitalität der Population scheint ungebrochen. Der Schneebruch im Februar/März 1999 sowie ein vorausgegangener Windwurf schufen neuen Brutraum und begünstigen weiteren Befall. Im Dezember 1999 gab es wieder einen Schneebruch, der im Untersuchungszeitraum aber noch nicht vom Buchdrucker als Brutmaterial genutzt werden konnte. Zwei Befliegungen gaben 1999 Aufschluss über den Fortgang und aktuellen Stand der Totholzausbreitung: ein Sommerflug offenbarte i.w. den Totholzzugang des Jahres 1998, ein Herbstflug den des Jahres 1999. Die Totholzflächen im Rachel-Lusen-Gebiet des Nationalparks haben zwischen den Sommerbefliegungen 1998 und 1999 um 550 Hektar, bis zur Herbstbefliegung 1999 um weitere 409 Hektar zugenommen. Damit sind die Flächen neu abgestorbener Fichtenbestände nach 1997 zwar stetig zurückgegangen, doch ist das Niveau des Totholzzugangs immer noch sehr hoch. Ein baldiger Zusammenbruch der Käferpopulation zeichnet sich derzeit nicht ab. In der Summe haben sich die Totholzflächen auf 3.107 Hektar ausgeweitet. Auf knapp einem Viertel des Rachel-Lusen-Gebietes sind damit die Altbestände abgestorben. Allein von den Bergfichtenwäldern der Hochlagen sind drei Viertel der Altbestände tot. Hier hat sich in den vergangenen 3 Jahren der absolute Totholzzugang nicht vermindert. Befallsschwerpunkte waren der Rachel und das Gebiet nördlich der Schwarzbachklause. In den Hang- und Tallagen war der Totholzzugang in absoluten Zahlen rückläufig, doch verteilten sich in der Bergmischwaldzone die ausgefallenen Fichtenpartien auf ein sehr großes Areal. So hat sich die Ausbreitung der Absterbevorgänge in tiefergelegene Regionen tatsächlich ungebremst fortgesetzt. Erstmalig sind auch in diesen Höhenzonen große, zusammenhängende Totholzflächen von bis zu 100 Hektar Größe entstanden, beispielsweise im Schwarzbachtal und nördlich von Guglöd. Daneben gab es verstreuten Anfall von kleineren Totholzflächen fast im gesamten Parkgebiet. Der Einschlag von Käferholz im 500 bis 1000 m tiefen Randbereich zum Schutz der dem Nationalpark vorgelagerten Wälder hat sich 1999 nach seinem Vorjahres-Höchststand reduziert. Dafür war zusätzlich zwangsbedingter Holzanfall aus Schneebruch aufzuarbeiten. Die Gesamtfläche Käfernester belief sich zuletzt auf rund 147 Hektar. Die bisher guten Erfolge der Käferbekämpfung äußerten sich z.B. in einem spürbaren Rückgang der Einschläge um Waldhäuser, einem vormaligen Brennpunkt der Schutzmaßnahmen. Eine Einschätzung, welche Waldbestände im Nationalpark allein aufgrund ihrer Struktur überhaupt vom Buchdrucker, der auf ältere Fichten spezialisiert ist, befallen werden können, ergab: rund 31% der Waldfläche der Naturzone gelten als potenziell gefährdet. Allerdings gibt es vor allem in den Hanglagen keine derart grlßräumgen gefährdeten Komplexe wie ursprünglich in den Hochlagen; das bedeutet: auch bei Fortgang der Massenvermehrung wird dort in jedem Fall ein Gerüst aus lebenden Altbeständen erhalten bleiben. Die rückblickende Analyse der Dynamik der Totholzausbreitung erbrachte, dass sich ursprünglich nachweisbare Einflüsse des Standortes in den letzten Jahren immer mehr verwischt haben. Sie sind einer zunehmenden Eigendynamik der buchdrucker-Population gewichen. Drei Ausprägungen von Borkenkäferfronten ließen sich in der bisherigen Entwicklung unterscheiden. Neben den Fronten scheinen kleine, schrotschussartig verteilte Käfernester eine wichtige Rolle bei der Besiedelung des Raumes durch den Buchdrucker gespielt zu haben. Grüne Inseln inmitten ausgedehnter Totholzflächen, die aus nicht geklärten Gründen lange Zeit den Borkenkäfern widerstanden haben, sind im vergangenen Jahr erheblich dezimiert worden. Längjährige hydrologische Beobachtungen im Wassereinzugsgebiet "Große Ohe" und zwei Teileinzugsgebieten lieferten Hinweise für einen befristet leicht erhöhten Wasserabfluss aus großen Totholzgebieten. Außerdem wurde ein Anstieg des Nitratgehaltes im Bodensickerwasser, eine moderate Zunahme auch im Bach- und Quellwasser festgestellt. Dieser Effekt dauert 3 bis 5 Jahre an. Das Grundwasser zeigte bisher keine eindeutige Reaktion. Mit dem Absterben von Fichtenbeständen werden Verjüngungsprozesse in Gang gesetzt oder beschleunigt. Dies wird durch Waldinventuren der letzten Jahre bestätigt. Ein nahtloser Übergang zur nächsten Waldgeneration ist damit - wo noch nicht vollzogen - zu erwarten, auch wenn bis zum Abschluss der Wiederbewaldung in einigen Partien der rauen Hochlagenzone längere Zeiträume verstreichen können.
907.11 (Nationalparks usw.) 453 (Insekten [Für die weitere Unterteilung siehe Familien unter 14 oder alternativ (beschrieben nach Regelfall 1d in der Einleitung) können die Nummern alphabethisch nach Familien und Arten unterteilt werden (Appendix C)]) 145.7x19.92 (Scolytidae) 174.7 (Coniferae [Siehe Anhang D]) 587.6 (Verwendung zu anderen forstlichen Zwecken) 116.25 (Einfluß der Pflanzendecke) [430] (Deutschland, 1990-)