Am Alpenostrand wurde in der subalpinen Kampfzone die natürliche vegetative Vermehrung der Fichte mittels Ablegerbildung untersucht. Beim Wiederansteigen der Wald- und Baumgrenze nach Rückgang der Almweide vollzieht sich die natürliche vegetative Vermehrung rasch: innerhalb von 30 - 50 Jahren entstehen aus einem Individuum überlebensfähige Kollektive. Die vegetative Vermehrung bewirkt gegenseitigen Schutz und Verbeserung der Überlebenschancen und gleichzeitig durch Umweltverbesserung eine Vergrösserung des besiedelbaren Lebensraumes, wodurch eine Anhebung der potentiellen Waldgrenze und eine starke Beschleunigung der Wiederbewaldung erfolgt. Der Anteil an generativ entstandenen Pflanzen nimmt in der Kampfzone drastisch ab und sinkt an der Baumgrenze auf wenige Prozent. Das Vorherrschen vegetativer Vermehrung ist nicht mit einem Absinken der Kernwuchsdichte verbunden. Luftbildauszählungen zusammen mit Felderhebungen ergaben eine gleichbleibende Anzahl von Kernwüchsen je Flächeneinheit bis fast an die Baumgrenze. Von Fichten aus der Kampfzone wurden Stecklinge geschnitten und im Glashaus in einem Kiesbeet bewurzelt. Dabei wiesen Stecklinge aus einer 80jährigen Rotte ähnliche Bewurzelungsergebnisse auf wie Stecklinge von 12-32jährigen Kernwüchsen. Umwelteinflüsse und genetische Unterschiede werden diskutiert. Daneben konnten Zusammenhänge zwischen Stecklingsdimensionen sowie Entnahmeort in der Krone und der Bewurzelung aufgezeigt werden. Pflanzen in vegetativ entstandenen Fichtenkolonien haben eine überdurchschnittliche Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung. Diese Fähigkeit kann durch künstliche vegetative Vermehrung für die Hochlagenaufforstung genutzt werden. Da natürlilche vegetative Vermehrung kein Absinken der Kernwuechsdichte bewirkt, ist beim Einsatz von Stecklingspflanzen zur Hochlagenaufforstung die notwendige Klonzahl zumindest ebenso hoch anzusetzen wie in tieferen Lagen.