Fichtennadeln sind an ihrer Oberfläche als Schutz vor Umwelteinflüssen und übermäßiger Verdunstung von einer wachsschichte überzogen. Diese sog.n Epicuticularwachse sind insbesondere im Spaltöffnungsbereich durch eine sehr feinmaschige und sensible Mikrostruktur gekennzeichnet. Luftschadstoffe und luftgetragene Stäube können die Wachsmikrostruktur beeinträchtigen und eine raschere Alterung der Wachsstrukturen und in weiterer Folge einen frühzeitigen Nadelverlust herbeiführen. Die rasterelektronenmikroskopische Untersuchung von Fichtennadeln hinsichtlich Wachsqualität, Staub- und Epibiontenbelegung nach dem am Umweltbundesamt entwickelten quantitativen Beurteilungsverfahren eignet sich besonders zur Früherkennung von Schadstoffeinflüssen und wird deshalb bereits seit längerem als Bioindikationsmethode angewendet. Fichtennadeln des 1. Nadeljahrganges 1996 einiger ausgewählter emittentennaher Standorte in Österreich wurden rasterelektronenmikroskopisch hinsichtlich des Erhaltungszustandes der Nadelwachse untersucht. Weiters wurden chemische Nadelanalysen der wichtigsten Nährelemente und Schadstoffe durchgeführt. Der vorliegende Bericht enthält die Analysenergebnisse. Die Ergebnisse der statistischen Auswertungen und eine Interpretation sämtlicher Nadeldaten aus dem Beobachtungszeitraum 1996 werden gesondert in einer eigenen Publikation des Umweltbundesamtes erfolgen. Frantschach/Kärnten: In der Umgebung der in Frantschach im oberen Lavanttal ansäßigen Patria Papier & Zellstoff AG wurden Fichtennadeln von sechs Probepunkten untersucht. Die Wachsqualität lag im Bereich von 1,8 (unbeeinträchtigt) bis 2,8 (leicht beeinträchtigt). Vor allem im Nahbereich der Anlage wurden auf den Nadeln Gipskristalle, sphärische Flugascheteilchen sowie vereinzelt Rußpartikel beobachtet. Die Schwefelgehalte der Fichtennadeln lagen mit Ausnahme eines Probepunktes über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert von 0,11% Schwefel im 1. Nadeljahrgang. Kematen/Niederösterreich: In Kematen an der Ybbs wurden Fichtennadeln von sechs Probepunkten aus der Umgebung der Zellstoff- und Papierfabrik der Neusiedler AG untersucht. Die Wachsqualität lag im Bereich von 2,0 bis 2,9 (leicht beeinträchtigt). Die Staubbelegung war gering. Vereinzelt wurden auf den Nadeloberflächen Gipskristalle und sphärische Flugaschepartikel detektiert. Die Schwefelgehalte der Nadeln lagen mit Ausnahme von einem Punkt unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert. Lenzing/Oberösterreich: Im Gebiet um die Lenzing AG (Zellstoff-, Viskose- und Papierherstellung) wurden Fichtennadeln von sechs Probepunkten analysiert. Die Wachsqualität lag im Bereich von 1,9 (unbeeinträchtigt) bis 2,6 (leicht beeinträchtigt). Es wurden keien staubförmigen Fremdpartikel auf den untersuchten Spaltöffnungen detektiert. Die Schwefelgehalte der Nadeln lagen an drei Punkten des Untersuchungsgebietes geringfügig über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert von 0,11%. Leoben-Donawitz/Steiermark: In der Umgebung der Voest-Alpine Stahlhütte in Leoben-Donawitz wurden Fichtennadeln von insgesamt 19 Probepunkten analysiert. Die Wachsqualität lag im Bereich von 1,7 (unbeeinträchtigt) bis 2,2 (leicht beeinträchtigt). Die Staubbelegeung war relativ gering, doch wurden auf den Nadeloberflächen der im Nahbereich der Anlage befindlichen Bäume sehr häufig eisenhältige Flugaschepartikel und auch vereinzelt Gipskristalle beobachtet. Diese Standorte wiesen auch die höchsten Schwefelgehalte des Untersuchungsgebietes auf. Darüberhinaus waren die Eisen-, Blei- und Quecksilberwerte der Fichtennadeln an diesen Punkten deutlich erhöht. An einem Probepunkt lagen die Fluorkozentrationen deutlich über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert von 0,8 mg% im 1.Nadeljahrgang. Treibach/Kärnten: In der Umgebung der Treibacher Industrie AG sowie nahe einer in St. Kosmas befindlichen Deponie der Treibacher Industrie AG wurden Fichtennadeln von 18 Probepunkten analysiert. Die Wachsqualität lag im Bereich von 1,7 (unbeeinträchtigt) bis 2,3 (leicht beeinträchtigt). Mit Ausnahme der im Nahbereich der Deponie gelegenen Probepunkte war die Staubbelegung der untersuchten Spaltöffnungen gering. Die an die Deponiefläche angrenzenden Bäume waren mit metallhältigem Fremdstaub kontaminiert. In der Staubauflage der untersuchten Nadeln wurden u.a. die Elemente Titan, Vanadium, Chrom, Mangan und Eisen detektiert. Die chemischen Nadelanalysen dieser Probepunkte ergaben ebenfalls hohe Chrom-, Molybdän- und Vanadiumkonzentrationen. Die Chloridgehalte der untersuchten Fichtennadeln aus dem Raum Treibach lagen mit einer Ausnahme unter dem gesetzlich festgelegten Grenzwert von 0,10% im 1. Nadeljahrgang. Auch die Schwefelwerte der Fichtennadeln waren vergleichsweise unauffällig. Hohe Molybdän- und Vanadiumkonzentrationen wurden in Nadeln zweier im Nahbereich des Werksgeländes befindlicher Punkte gemessen. Wels/Oberösterreich: In der Umgebung der Welser Abfallverwertungssanlage (AVA) wurden Fichtennadlen von fünf Probepunkten untersucht. Die Wachsqualität lag im Bereich von 2,1 (leicht beeinträchtigt) bis 3,0 (mittelstark beeinträchtigt). Die Wachsdegradationen waren zu einem Großteil witterungsbedingt. Die Staubbelegung war bis auf den im Nahbereich der AVA gelegenen Probepunkt relativ gering. Im Staub wurden Gipsnadeln und siliziumhältige Flugaschepartikel detektiert. Die Schwefelkonzentrationen der Nadeln lagen im Bereich des Grenzwertes. Die Chloridgehalte der untersuchten Fichtennadeln lagen bis auf einen Punkt unter dem gesetzlich festgelgten Grenzwert. Wietersdorf/Kärnten: In der Umgebung der Witersdorfer & Peggauer Zementwerke in Wietersdorf wurden Fichtennadeln von sechs Probepunkten analysiert. Die Wachsqualität lag im Bereich von 1,8 (unbeeinträchtigt) bis 2,5 (leicht beeinträchtigt). Besonders die Nadeln des nahe der werkseigenen Bruchanlage befindlichen Probepunktes waren durch dichte Staubbelegung charakterisiert. Im Staub wurden regelmäßig Gipskristalle detektiert. Die Nadelanalysen ergaben für diesen Probepunkt auch deutlich erhöhte Schwefelwerte sowie leicht erhöhte Bleigehalte.