Nadelwachse sind sehr sensible Oberflächenstrukturen, die vor allem auf anthropogene Umwelteinflüsse durch Veränderungen ihrer Mikrostruktur reagieren können. Sie werden daher bereits seit längerem zur Bioindikation herangezogen. Fichtennadeln des 1. Nadeljahrganges 1995 von vier Kärntner Industriestandorten wurden rasterelektronenmikroskopisch hinsichtlich des Erhaltungszustandes der Nadelwachse nach dem am UBA entwickelten Klassifizierungsverfahren untersuchte. Wenn Staubpartikel oder Kristalle auf den Nadeln zu finden waren, wurde deren elementare Zusammensetzung mittels energiedispersiver Röntgenmikroanalyse (EDX) bestimmt. Weiters wurden chemische Nadelanalysen von Schwefel, Chlor, Nährelementen und einigen ausgewählten Schwermetallen durchgeführt. Leoben/Donawitz: Im Untersuchungsgebiet Leoben/Donawitz wurden Fichtennadeln von sechs Probepunkten untersucht. Die Schwefelgehalte in allen Nadeln lagen zum Teil erheblich über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert. Die Wachsqualität lage im Bereich von 2,1 bis 2,5, was einer leichten Beeinträchtigung der Wachsstrukturen entspricht. Besonders die Nadeln des westlich der Hütte Voest-Alpine Donawitz gelegenen Standortes waren noch zusätzlich mit eisenhältigem Feinstaub zahlreichen Gipskristallen bedeckt. Auch an den beiden nördlich an den Prallhängen befindlichen Probepunkten konnten Staubpartikel und Gipskristalle auf den Nadeloberflächen nachgewiesen werden. Breitenau: In der Umgebung des Magnesitwerks Breitenau der Fa. Veitsch-Radex AG wurden Fichtennadeln von fünf Probepunkten untersucht. Grenzwertüberschreitungen bei Schwefel in den Nadeln konnten an allen Punkten verzeichnet werden. Der dem Werk am nächsten gelgene Standort wies mit einem Wert von 2,9 die am stärksten degradierten Wachsstrukturen des Untersuchungsgebietes auf. Dies entspricht einer leichten Beeinträchtigung der Nadelwachse. Darüberhinaus waren die Nadeloberflächen dieses Punktes erheblich mit magnesiumhältigen Fremdpartikeln und Gipskristallen bedeckt. Graz: Im Raum Graz wurden Fichtennadeln von vier Probepunkten untersucht, wobei sich zwei Punkte im Stadtgebiet und zwei weitere außerhalb der Stadt befanden. Die Schwefelwerte in den Nadeln lagen auch hier wiederum, wenn auch geringfügig, über dem gesetzlich festgesetzten Grenzwert. Leicht beeinträchtigte Nadelwachse (2,5) sowie staubförmige Fremdpartikel und vereinzelte Gipsnadeln wurden nur an dem in der Nähe des Nordportales des Pabutschtunnels befindlichen Probepunktes verzeichnet. Die Wachsqualität der übrigen untersuchten Bäume lag im Bereich von 1,8 (unbeeinträchtigt) bis 2,4 (leicht beeinträchtigt).