Aus bisherigen Untersuchungen liegen wenige Daten über die natürliche saisonale Dynamik von Mykorrhizen vor. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Kenntnisse über die Häufigkeit, die Lebensdauer und das Längenwachstum von Ektomykorrhizen unter natürlichen Bedingungen im Jahresverlauf zu erhalten. Die Untersuchungen erfolgten in zwei Buchen-Altbeständen (Fagus sylvatica) verschiedener Standorte durch kontinuierliche in situ-Beobachtung in Untersuchungsintervallen von wenigen Wochen über einen Zeitraum von insgesamt 6-8 Monaten. Durch die Beobachtung von 1306 bzw. 447 individuellen mykorrhizierten Wurzeln (Göttinger Wald bzw. Sollin) können spezielle Aussagen über deren Lebensschicksale getroffen werden. Zusätzlich ist eine Differenzierung in die Mykorrhizen von Lactarius subdulcis (Göttinger Wald), Xerocomus chrysenteron und Cenococcum geophilum (beide Solling) möglich. Diese individuellen Beobachtungen enden in der Regel mit dem Tod im Sinne von Turgeszenzverlust der mykorrhizierten Wurzeln. In vielen Fällen wird die Beobachtung jedoch auch durch die Bedeckung mit Boden- oder Streumaterial bzw. durch das Verschwinden der mykorrhizierten Wurzeln beendet. Der Fraß von Mykorrhizen spielt für die Beendigung der Beobachtung an beiden Standorten eine geringe Rolle. Die durchschnittliche Lebensdauer der Mykorrhizen beträgt im Göttinger Wald 51 und im Solling 75 Tage. Eine Differenzierung nach Mykorrhiz-Arten ergibt für L. subdulcis 83 Tage, für C. geophilum 94 Tage und für X. chrysenteron 76 Tage Lebensdauer. An beiden Standorten sind signifikante Unterschiede in der Überlebenswahrscheinlichkeit der Mykorrhizen in Abhängigkeit von ihrem erstmaligen Beobachutngszeitpunkt im Jahresverlauf nachzuweisen. Darüber hinaus erreichen die mykorrhizierten Wurzeln im Solling mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit ein hohes Alter als jene im Göttinger Wald. Im Untersuchungszeitraum werden an beiden Standorten Veränderungen in der quantitativen Artenzusammensetzung der Mykorrhiza-Populationen festgestellt. Dies wird u.a. auf die unterschiedlich langen Lebensdauern der drei identifizierbaren Mykorrhizen und auf die artspezifischen Verzweigungsformen der Mykorrhiza-Systeme zurückgeführt. Die Veränderungen werden als saiaonales Phänomen und nicht als Sukzession gewertet.