Der FBW konzentriert seine Aufmerksamkeit im vorliegenden 2. Bericht auf Fragen der Schadtypen, Ursachen und den gegenwärtigen Erkenntnisstand der biologischen Forschung. Seine Aussagen zu technischen Fragen der Luftreinhaltung im Zwischenbericht Dezember 1984 gelten weiter fort. Die Waldschäden der Bundesrepublik Deutschland haben (möglicherweise klimabegünstigt) von 1984 bis 1985 im Durchschnitt aller Baumarten deutlich langsamer zugenommen als in den Jahren zuvor. Die Situation in den bereits stärker geschädigten Gebieten (vor allem in den bayerischen Alpen und in höheren Lagen der Mittelgebirge) hat sich aber weiter verschlechtert. Das Absterben ganzer Bestände blieb auf Einzelfälle beschränkt. Nach wie vor ist die Tanne die am stärksten geschädigte Baumart. Einen deutlichen Schadensanstieg zeigt die Eiche, die sich im Schadensgrad kaum mehr von den anderen Hauptbaumarten unterscheidet. Das Schadensniveau ist weiterhin hoch. Der Wald befindet sich auf großen Flächen in einem labilen Zustand. Der FBW sieht seine Aussagen von 1984 zur Rolle der Luftschadstoffe im Rahmen der Ursachenerklärung für die neuartigen Waldschäden weitgehend bestätigt. Eine andersartige Hypothese, welche das verbreitete Auftreten von Schäden an verschiedenen Baumarten ohne das Mitwirken von Immissionen überzeugend erklärt, ist bisher nicht vorgelegt worden. Für die schädliche Einwirkung von Photooxydantien (z.B. Ozon) auf oberirdische Pflanzenorgane wurden weitere Beweise gesammelt; gleiches gilt für die durch die Deposition von Luftschadstoffen beschleunigte Versauerung unzureichend gepufferter Waldböden in mehreren Waldgebieten und die damit verbundenen indirekten Wirkungen auf Bäume. Diese Effekte zusammen mit dem zusätzlichen Stickstoffeintrag aus anthropogenen Quellen können Waldökosysteme auf bestimmten Standorten destabilisieren. Der FBW wiederholt seine Empfehlungen zur weiteren Reduktion anthropogener Luftschadstoffe. Er lenkt die Aufmerksamkeit auch auf heute noch nicht ausreichend beachtete reaktive Gase (Kohlenwasserstoffe) und Aerosole. Die 1983 angelaufene Forschungsförderung zum Themenkreis "Ursachenerforschung neuartiger Waldschäden" hat viele naturwissenschaftliche Disziplinen zusammengeführt, die in dieser Konstellation bisher noch nie Forschungsfragen gemeinsam bearbeitet haben. Ziel der weiteren Forschungsförderung muß die Fortführung der Standort-orientierten Untersuchungen und eine Verstärkung und noch intensivere Verkopplung von standardisierten Labor- und Freilandversuchen (z.B. in oben offenen Experimentierkammern) sein. Darüber hinaus ist es notwendig die Waldschadensforschung zu einer langfristigen Ökosystemforschung auszubauen.