Die vorliegende Arbeit über die natürliche Verjüngung der Kiefer im Norddeutschen Pleistozän umfasst acht Teilbereiche, die verschiedene Schwerpunkte des Themenkomplexes zum Inhalt haben. Hierzu zählen. - die historische Entwicklung des waldbaulichen Konzepts Kiefernnaturverjüngung (Teil A) - die Darstellung der angewandten Methoden (Teil B) - die Beschreibung des Hauptuntersuchungsgebietes, einschliesslich klimatischer, bodenkundlicher und vegetationskundlicher Voraussetzungen (Teil C) - die synökologischen Rahmenbedingungen der Kiefernnaturverjüngung (Dynamik und Konkurrenzverhalten der Begleitvegetation) (Teil D) - die autökologischen Voraussetzungen für die natürliche Verjüngung der Kiefer (Fruktifikation, Ansamungsverhalten, Reaktion auf Manipulation der Boden- und Lichtverhältnisse) (Teil E) - die Verjüngungsabläufe ohne unterstützende Massnahmen zur Bodenvorbereitung. Teil F: ausserhalb des natürlichen Verbreitungsareals der Kiefer. Teil G: innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes - Untersuchungen zur Struktur und Biomasseentwicklung in älteren, aus Naturverjüngung hervorgegangenen Beständen (Teil H). A1. Das besondere Interesse an einer Förderung von Naturverjüngungskonzepten bei Kiefer ergab sich Anfang der 80er Jahre im wesentlichen aus zwei Gründen. Zum einem wollte man durch die Ausnutzung natürlicher Prozesse die ständig steigenden Kosten bei der künstlichen Bestandesbegründung dämpfen. Dies erschien bei der Baumart Kiefer mit den damals sehr hohen Pflanzenzahlen bei Kulturbegründungen besonders effizient. Zum anderen hatte die Niedersächsische Forstwirtschaft durch die Katastrophen der 70er Jahre, vor allem den Sturm von 1972, grosse Verluste an höheren Altersklassen zu beklagen. Um die verbliebenen Altholzreserven zu schonen, deren Lichtungszuwachs zu fördern und gleichzeitig die neue Generation sich entwickeln zu lassen, erschien die Naturverjüngung unter Schirm als geeignetes Verfahren. A2. Die Naturverjüngung bei Kiefer hat nicht nur eine lange Tradition, sie war auch konkrete Grundlage für die Entwicklung von Konzepten einer "naturgemaessen Waldwirtschaft". Bei keiner anderen Baumart wurde das Bewirtschaftungsverfahren so knotrovers diskutiert und umgesetzt wie bei der Kiefer. Seit über zwei Jahrhunderten hat es immer wieder Phasen gegeben, in denen vehemente Befürworter einer Kiefernnaturverjüngung den meist ebenso kompromisslosen Gegenern weichen mussten und umgekehrt. Höhepuntkt dieser waldbaulichen Glaubenskriege war der 1920 veröffentlichte Dauerwaldgedanke Möllers, der am Beispiel des Kiefernreviers Bärenthoren konkretisiert werden konnte. Den von ihm und Wiebecke vertretenen Theorien widersprachen Bodenkundler und Waldbauern, allen voran Wiedemann, Dengler, Wittich und Heinrich. Umfangreiche Untersuchungen der Kritiker sollten den Nachweis erbringen, dass Kiefernnaturverjüngung nicht allein durch spezielle waldbauliche Konzepte erfolgreich zu begründen ist, sondern die standörtlichen und vegetationkundlichen Voraussetztungen wesentlichen Anteil daran haben. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts spielte dieses Verjüngungsverfahren bei Kiefer keine bedeutende Rolle. Bekanntestes aktuelles Beispiel einer erfolgreich praktizierten Kiefernwirtschaft durch Naturverjüngung ist das über Jahrzehnte von Junack geleitete Gräflich Bernstorff'sche Forstamt Gartow. Dieser Betrieb war häufig Gegenstand waldbaulicher Untersuchungen, so z.B. von Olberg in den 50er Jahren und auch im Rahmen der hier vorzustellenden Untersuchungen. B1. Das Versuchsprogramm sah für die verschiedenen Fragestellungen unterschiedliche methodische Ansätze vor. In den meisten Fällen wurden Versuchsflächen für einmalige Aufnahmen selektiver Merkmale ausgewählt.