Die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg hat Ende 1988 eine Arbeitsgruppe Haselwild eingesetzt. Auftrag der Arbeitsgruppe war es, ein langfristiges Schutzkonzept für das Haselhuhn zu erarbeiten. Im vorliegenden Abschlussbericht sind die Ergebnisse dargestellt. Verbreitung und Bestandesentwicklung des Haselhuhns sind im Schwarzwald stark rückläufig. Für den übrigen Bereich Baden-Württembergs liegen derzeit keine gesicherten Beobachtungen von Haselhühnern vor. Die wichtigste Ursache für den Rückgang des Haselwildbestandes ist der Schwund an geeigneten Lebensräumen. Der Lebensraumverlust hängt in erster Linie mit der Intensivierung der forstlichen Nutzung zusammen. Mit Einsatz der Telemetrie wurden Untersuchungen zur Ökologie des Haselhuhns im Mittleren Schwarzwald und im Raum Schluchsee durchgeführt. Die Untersuchungen ergaben fundierte Angaben zur Nahrungswahl, Habitatnutzung und bevorzugten Habitatstrukturen. Sie stützen sehr wesentlich die Hypothese, dass vor allem der Schwund geeigneter Lebensräume zum Rückgang des Haselwildbestandes geführt hat. Der Bestand des Haselhuhns kann im Schwarzwald nur dann dauerhaft gesichert werden, wenn der Lebensraumschwund beendet, bestehende Lebensräume gesichert und grossflächig neue Lebensräume in den Hochwaldbeständen geschaffen werden. Es werden Massnahmen zur Schaffung und Gestaltung von Lebensräumen in Hochwaldbeständen vorgeschlagen. Sie sind in den zehn Geboten der Haselwildpflege zusammengefasst. Die vorgechlagenen Massnahmen stehen im Einklang mit den waldbaulichen Zielsetzungen der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg. Die verbliebenen Reste von Niederwäldern und Weidfeldsukzessionen sollten nicht in Nadelbaumbestände umgeformt werden. Soweit möglich sind sie zu erhalten, mittelwaldartig zu bewirtschaften oder habitatgerecht umzuformen. Als stützende Massnahmen kommen in Frage: Bejagung von Fressfeinden wie Fuchs, Steinmarder und Wildschwein, Regulierung der Schalenwildbestände auf ein habitatverträgliches Mass sowie Fernhalten von menschlichen Störungen durch Besucherlenkung. Die erarbeiteten Vorschläge der Arbeitsgruppe Haselwild zur Habitatgestaltung wurden teilweise umgesetzt. So wurden Beispielsflächen angelegt. Forstbeamte von 30 Forstämtern wurden geschult. Die 1993 angelaufene Förderung des Privat- und Körperschaftswaldes nach der Waldökologierichtlinie ist aufgrund finanzieller Schwierigkeiten des Landes ins Stocken geraten. Für die Öffentlichkeitsarbeit wurden mit zwei Broschüren, einem Faltblatt, einer Wanderausstellung und einem Film eine gute Basis geschaffen. Über Erfahrungen aus benachbarten Haselhuhnvorkommen Deutschlands, Belgiens, Luxemburgs, Frankreichs, der Schweiz, Italiens und Oesterreich wird berichtet. Allen Gebieten ist gemeinsam, dass der Bestand stark abgenommen hat und der Rückgang in erster Linie mit Lebensraumverschlechterungen zusammenhängt. Die notwendigen Folgerungen werden dargestellt hinsichtlich Bestandeserhebung, weiteren Forschungsbedarfs, der Umsetzung von Gestaltungsmassnahmen, der Aus- und Fortbildung, der finanziellen Förderung und der Öffentlichkeitsarbeit. Die Aktivitäten zugunsten von Hasel- und Auerwild werden in einer Arbeitsgruppe "Waldhühner" zusammengefasst und fortgeführt.
151 (Lebensweise, Autökologie, Gewohnheiten, Anpassungsfähigkeit) 153 (Populationsschwankungen und -zyklen) 156.2 (Behandlung der Wildbestände (Bestandesermittlung, Wirtschaftspläne; Nutzung und Hege; Schutz des Wildes und der Jagd; Wildschutzgebiete usw.) [Gegebenenfalls Kreuzverweise zu 907]) 148.2 (Aves (Vögel)) 907.13 (Schutz von Wild und Vögeln, Schutzgebiete usw.) [430] (Deutschland, 1990-)