Der vorliegende nationale Waldbodenzustandsbericht ist der Beitrag Deutschlands zur transnationalen Auswertung von Bodenzustandsdaten durch das Forest Soil Coordinating Centre (FSCC) in Gent/Belgien. Der Bericht beinhaltet - die Dokumentation der bei der nationalen Bodenzustandserhebung im Wald (BZE) eingesetzten Beprobungs- und Analyseverfahren (insbesondere auch bundeslandspezifische Modifikation dieser Verfahren) - eine Bewertung der in Deutschland angewandten Methoden hinsichtlich ihrer Vergleichbarkeit mit den Standardmethoden der EU-Waldbodenerhebung - eine statistische Auswertung und Interpretation von Bodenzustandsdaten der nationalen Erhebungspunkte des 16x16 km-Erhebungsnetzes (Level I-Raster der EU) - die darstellung von Ergebnissen der BZE-Auswertungen durch die Bundesländer (soweit diese bereits in Länderberichten publiziert sind). Die vorgestellten deskriptiv-statistischen Analyseergebnisse der BZE-Daten des europäischen 16x16 km-Rasters (416 Inventurpunkte in Deutschland) geben einen ersten Überblick über den Zustand deutscher Waldböden. Regionale Aspekte sowie Stratifizierungen nach Standortsmerkmalen wurden in dieser Auswertung bewusst ausgespart, da hierfür die weit umfangreichere Stichprobe des 8x8 km-Rasters der nationalen BZE-Auswertung geeigneter ist (ca. 1700 Inventurpunkte). Auch erschien es hier nicht sinnvoll, Massnahmenempfehlungen zum Schutz der Waldböden abzuleiten, bevor nicht die Absicherung der vorgestellten statistischen Befunde anhand der Stichprobe des 8x8 km-Netzes erfolgt ist. Die vorliegende Auswertung hat unter anderem zu folgenden Ergebnissen geführt: - Ein Drittel der BZE-Standorte zeigt im mineralischen Oberboden Anzeichen für eine sehr starke bis äußerst starke Versauerung und eine fortgeschrittene Basenauslaugung (Basensättigung < 20%, pH-Wert < 4.2 in 0-5cm Tiefe). Die pH-Werte im Oh-Horizont der Humusauflage liegen im Durchschnitt bei pH 3,0 (Median). - Auf 13% der Standorte besteht im mineralischen Oberboden (0-10cm Tiefe) zeitweilig die Gefahr akuter Säretoxizität für Feinwurzeln (pH < 3.0). Die möglichen Wurzelschäden können den Nährstoff- und Wasserhaushalt der Bäume beeinträchtigen. - Auf 64% der Standorte ist die Elastizität gegenüber weiterer Säurebelastung - gemessen an der Basensättigung und effektiven Austauschkapazität - als gering einzustufen (Basensättigung < 20% und Akte < 12 cmolc/kg). - Viele Böden wiesen trotz der sehr niedrigen pH-Werte relativ enge C/N-Verhältnisse auf. So sind auf 57% aller Standorte mit "sehr stark sauren" Oberböden C/N-Verhältnisse < 20 zu verzeichnen. C/N- Verhältnisse < 20 gelten als Anzeichen für sehr günstige Zersetzungsbedingungen. Diese Diskrepanz zwischen Aciditätszustand und C/N- Verhältnissen kann nur durch den Einfluss der atmogenen Säure- und Stickstoffdeposition interpretiert werden. Als Folge können sich Disproportionen in der Waldernährung und Nährstoffmangelsituationen einstellen. - Die grossflächige Immissionsbelastung der Waldböden zeigt sich auch bei der Betrachtung der Schwermetallgehalte im Auflagehumus. So liegen die Bleigehalte der Humusauflage (Oh-Horizont) im Durchschnitt bei 134 mg/kg und sind damit deutlich höher als die Maximalwerte unbelasteter Böden und Pflanzen. Bei den mobileren Schwermetallen, wie Cadmium und Zink, muss davon ausgegangen werden, dass relevante Anteile im Zuge der Bodenversauerung bereits in den Mineralboden und möglicherweise ins Grundwasser verlagert worden sind. Fazit: Die Bodenzustandsdaten des bundesweiten 16x16 km-Erhebungsnetzes in Verbindung mit den Aussagen fast aller bisher veröffentlichten BZE-Länderberichte verdeutlichen, dass sich in verschiedenen Regionen Deutschlands wichtige Funktionen der Waldböden an den Grenzen ihrer Belastbarkeit befinden. Der wesentlichste ursächliche Faktor dieses Instabilitätszustandes vieler Waldböden ist die durch den atmogenen Eintrag von Säurebildnern forcierte Bodenversauerung.