Durch gehäuftes Auftreten der Frühsommer-Meningo-Encephalitis, einer durch Zecken auf den Menschen übertragenen Virusinfektion in den östlichen und südöstlichen Teilen Österreichs, sah sich die Forstliche Bundesversuchsanstalt Wien veranlaßt gemeinsam mit dem Hygieneinstitut der Universität Wien eine Untersuchung durchzuführen, die Aufschluß geben sollte, inwiefern Forstangestellte und Forstarbeiter in wesentlich höherem Ausmaß gefährdet sind als die übrige Bevölkerung. In den uintersuchten Gebieten betrug die Durchseuchungsrate bei den in der Forstwirtschaft beschäftigten Personen 19 %, in den vier Endemiegebieten 33 %, während die Durchseuchung der Einwohner des Endemiebezirks Neunkirchen 14 % betrug. Die einzelnen Forstverwaltungen und Reviere wurden zu standörtlichen Gruppen zusammengefaßt, wobei in diesen die Durchseuchung zwischen 0 und 75 % schwankte. Die höchsten Durchseuchungsraten wurden im Steinfeld, im Kalk-Wienerwald, in den östlichen Kalkvoralpen und in den südöstlichen Zentralalpen sowie am Ostrand der steirischen Inneralpen festgestellt und betrug im Durchschnitt 33 %, während in den Donauauen und im Inneren Waldviertel keine Infektion festgestellt werden konnte. Außerdem konnte eine Abhängigkeit der Durchseuchung vom Lebensalter nachgewiesen werden, die sich bei statistischer Prüfung als hoch gesichert erwies. Die Infektionsmöglichkeit nimmt also mit dem Alter zu und erfolgt in Endemiegebieten rascher als in Gebieten mit niederer Durchseuchimg. Innerhalb des Jahres 1962 konnte bei den zweimal untersuchten Personen eine Zunahme von vier Neuinfektionen festgestellt werden, das entspricht einer Konversionsrate von 5 %o. Nach pflanzensoziologischen Aufnahmen und Beobachtungen in einigen Revieren scheint es keine direkte Bindung zwischen infizierten Zecken und bestimmten Pflanzen (Zeigerpflanzen) oder auch Pflanzengesellschaften zu geben. Abschließend kann aus der Untersuchung und den statistischen Berechnungen die Schlußfolgerung gezogen werden, daß bei Forstangestellten und Forstarbeitern im Gegensatz zu den übrigen Bewohnern der untersuchten Gebiete eine höhere Gefährdung durch FSME-Virus besteht und dieser Infektionskrankheit daher der Charakter einer Berufskrankheit der Forstangestellten und Forstarbeiter zugesprochen werden kann.