Landschaft ist in ihrer Vielfalt eine wichtige Ressource der Schweiz und eng verbunden mit einer guten Lebensqualität. Dennoch wurden die möglichen Veränderungen von Landschaften durch den Klimawandel bislang kaum thematisiert. Dieses Projekt hat Szenarien dazu entwickelt und visualisiert, wie sich der Klimawandel auf die Landschaft auswirken könnte. Das Ziel des Projekts war die Sensibilisierung der Gesellschaft für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landschaft. Es wurde eine relativ starke Klimaerwärmung angenommen, die entsprechend hohe Risiken für den Menschen und die Umwelt birgt. Die Szenarien gehen von einem mittleren Temperaturanstieg von etwa 4 °C gegenüber der Durchschnittstemperatur im Zeitraum von 1981 bis 2010 aus. Sie bilden also Zustände ab, bei denen die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 nicht erreicht worden sind. Auf Basis einer Literaturrecherche und Experteninterviews erstellten wir einerseits ein qualitatives Wirkungsmodell, auf dessen Grundlage wir Szenarien für die Landschaft in einem wesentlich wärmeren Klima herleiteten. Andererseits modellierten wir die Veränderungen des Landnutzungspotenzials und der Artenzusammensetzungen von Pflanzengesellschaften mit quantitativen Methoden. Im Fokus standen zwei Beispiele typischer Schweizer Landschaften im Berggebiet und im Mittelland. Als Berggebietslandschaft wählten wir die Region Entremont (VS) und für das Mittelland das Berner Seeland (BE). Die Modellierung erfolgte weitgehend für die ganze Schweiz. Detaillierte Betrachtungen bezogen sich jedoch auf die Fallregionen. Als Grundlage unserer Landschaftsszenarien dienten die aktuellen Klimaszenarien für die Schweiz (CH2018) des National Centre for Climate Services (NCCS). Um insbesondere auf die Risiken infolge des Klimawandels aufmerksam zu machen, wählten wir das Szenario RCP8.5, worin eine allgemeine Erwärmung um 4 °C gegenüber der Periode 1981–2010 möglich ist. Zudem gingen wir von zwei verschiedenen Strategien zur Anpassung an den Klimawandel aus: einer rein reaktiven, kurzfristigen Planung von Massnahmen und einer proaktiven, vorausschauenden Planung von Massnahmen. Die im Projekt entwickelten Modelle ergaben, dass sich die Schweizer Landschaften infolge des Klimawandels erheblich verändern werden. Im Berggebiet werden das Verschwinden der Gletscher und das Ansteigen der Baum- und Vegetationsgrenze die markantesten Landschaftsveränderungen darstellen. Wegen der veränderten Vegetationsbedingungen wird sich die Artenzusammensetzung der Wälder überall verändern. Buchen und Nadelhölzer werden im Mittelland infolge Trockenheit nur noch schlechte Lebensbedingungen vorfinden und daher in höhere Lagen wandern. In den Mittellandwäldern sollten Laubgehölze als zukünftige Hauptbaumarten gewählt werden. Wenn sich leicht entzündliche Nadelhölzer (z. B. Kiefern) in höheren Lagen ansiedeln, kann das Risiko für Waldbrände im Jura und Alpenraum ansteigen. Die Naturgefahrensituation wird sich allgemein ändern. Im Berggebiet ist vermehrt
mit Hangrutschen und Bergstürzen, aber weniger Lawinenabgängen zu rechnen, während im Mittelland Hochwasser die Siedlungen, Infrastrukturen und Landwirtschaftsflächen häufiger bedrohen. Welchen Einfluss das Naturgefahrenrisiko auf die Landschaft haben wird, hängt davon ab, welche Strategie zum Schutz vor diesen Gefahren gewählt wird. Massive Stützmauern und hohe Dämme ergeben ein anderes Landschaftsbild als Hänge mit Schutzwäldern und Gewässeraufweitungen, wobei letztere grössere Flächen in Anspruch nehmen werden. Auch das zukünftige Aussehen des Siedlungsraums und Landwirtschaftslands hängt stark davon ab, wie sich Politik und Gesellschaft an den Klimawandel anpassen. Die Siedlungen können mit Grünräumen und offenen Wasserflächen durchsetzt werden, um die Hitze abzumildern. Oder es wird auf gekühlte Innenräume gesetzt, was an den Klimaanlagen an den Gebäuden erkennbar wird. Auf den Landwirtschaftsflächen werden die Strategien zur Anpassung an den Klimawandel ausschlaggebend sein für das zukünftige Erscheinungsbild. Die Umstellung auf trockenheitsresistente Kulturen, umfangreiche Bewässerungssysteme und ausgedehnte Gewächshausanlagen für den geschützten Anbau werden die Landschaft stark beeinflussen.