Natürliche Störungen wie Windwurf, Borkenkäferbefall oder Waldbrand gehören zur Dynamik und Ökologie unserer Wälder. Durch sie gelangen Licht auf den Waldboden und es gibt Raum für Erneuerung und Vielfalt. So bedeutend Störungen für die natürliche Walddynamik auch sind, für die Waldbewirtschaftung und für die nachhaltige Erfüllung von Waldleistungen sind sie mit enormen Herausforderungen verbunden. Störungen und Extremereignisse können waldplanerische und waldbauliche Anstrengungen mehrerer Förstergenerationen in Frage stellen, Holzerträge vernichten und Waldfunktionen gefährden. In den letzten Jahrzehnten sind natürliche Störungen europaweit häufiger geworden. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Einerseits wurden Wälder nach jahrhundertelanger Übernutzung sowie auch aus wirtschaftlichen Beweggründen wieder vorratsreicher und damit anfälliger auf natürliche Störungen. Andererseits tragen der Klimawandel und damit verbundene Extremereignisse wie Dürre, Hitze oder Spätfrost sowie Krankheiten und Parasiten zu dieser Entwicklung bei. Mit fortschreitendem Klimawandel wird die Anfälligkeit der Bäume gegenüber Störungen zunehmen – auch in Gebieten, wo bisher wenig Störungen aufgetreten sind. Die WSL beschäftig sich in Zusammenarbeit mit der Praxis schon seit Jahrzehnten mit extremen Störungsereignissen im Wald. Nach den Stürmen Vivian (1990) und Lothar (1999) richtete die WSL langfristige Forschungsflächen ein, die heute mithelfen, die Entwicklung nach Störungen und den Einfluss verschiedener Behandlungsvarianten auf zukünftige Waldleistungen besser zu verstehen. Auch Borkenkäferbefall, verschiedene Waldbrandereignisse und immer komplexer werdende Kaskaden verschiedener Extremereignisse lösten Forschungsarbeiten aus, die unser Wissen über Störungen und Extremereignisse ständig erweitern. Die Vielfalt der Störungsereignisse und die Komplexität der darauffolgenden Entscheidungsprozesse machen deutlich, dass gesamtheitliche Betrachtungen über verschiedene Störungsereignisse und ein enger Dialog zwischen Forschung und Praxis nötig sind, um zukünftige Ereignisse zu bewältigen. Das Forum für Wissen 2023 zieht hierzu Bilanz. Es gibt einen umfassenden Überblick über die Forschung zu Störungen und Extremereignissen in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Darauf aufbauend wird die Frage gestellt, in welcher Weise sich Forschung und Praxis optimal austauschen können, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern.