Die Alleenpflanzung an den Verkehrs-wegen in Deutschland hat eine mehr als 400 Jahre lange Tradition. Seit 1713 wurden beispielsweise in Preußen Obstbäume und Weiden entlang von Wegen gepflanzt. Die Bäume sollten die Wege auch im Winter sichtbar machen und die Fuhrwerke daran hindern, von den Wegen abzukommen. Sie dienten auch der Beschattung der Wege und der Versorgung der Bevölkerung mit fri-schem Obst und mit Wertholz. Unter Androhung hoher Strafen war es ver-boten, Bäume zu fällen oder zu beschä-digen. In der Baumstellung gab es regionale Unterschiede. Während in Süddeutsch-land die Anliegerpflanzung hinter dem Straßengraben üblich war, pflanzte man die Bäume in Norddeutschland in einem dichten Abstand von 1-2 m neben der Fahrbahn (Peters 1996). Ab dem späten 18. Jahrhundert wurden auch die als „Kunststraßen“ bezeich-neten neu erbauten „Chausseen“ (heu-tige Bundes- und Landesstraßen) beid-seitig mit Großbäumen systematisch be-pflanzt. Vorrangig wurden hierzu Baum-arten wie Pappel, Eiche, Linde, Ulme und Ahorn eingesetzt. Auch hier war es Ziel, die Fahrbahn zu markieren und zu beschatten. Die Straßen wurden damals noch in wassergebundener Decke aus-geführt. Die Bäume verhinderten ein Austrocknen der Decke und sie machten das Reisen im Sommer angenehmer. Ein Blick in die preußischen Urmesstisch-blätter (um 1820) zeigt, dass fast jede Chaussee und die meisten Wege mit Bäumen bestanden waren. Neben der Funktion der Fahrbahnmarkierung und -beschattung trat auch die ästhetische Bedeutung der Alleen zunehmend in den Vordergrund. Zur Zeit der Landesver-schönerung im 19. Jahrhundert sind daher viele Wege und Straßen „nur“ zur „Verschönerung“ von Stadt und Land neu bepflanzt worden (Däumel 1961 und Peters 1996). Heute sind die vielfältigen landschafts-ästhetischen, ökologischen, und kultur-historischen Bedeutungen der Alleen allgemein anerkannt. Alleen prägen die Landschaft, sie vernetzen Lebensräume und sind selbst Lebensraum für Vögel und Insekten (Hopp et al. 2009). Alte Alleebäume haben eine herausragende Bedeutung für den Erhalt seltener Käferarten, wie z.B. den Heldbock (Reike und Lembcke 2021, 26ff, Lehmann 2019). Neben den Feldhecken sind Alleen und Baumreihen an den Straßen und Wegen oft die einzigen landschaftsstrukturierenden Elemente in den offenen Agrarlandschaften. Von der landschaftsästhetischen Wirkung der Alleen profitiert auch der Tourismus (Eid et. al. 2005, 66f). Einen besonderen identitätsstiftenden Wert haben alte Alleen, die zur Zeit des Chausseebaus vor mehr als 100 Jahren gepflanzt wurden und generationsübergreifend das Landschaftsbild prägen. Die Reste dieser historischen Alleen sind ein national besonders wertvolles Kulturgut. Im Allgemeinen werden Alleen als durchweg positive Landschaftselemente gesehen, die für viele Regionen in Deutschland prägend sind.