Im Jahr 2021 wurde zum zweiten Mal gemäss dem neuen Pflanzengesundheitsrecht (PGesV, PGesV-WBFUVEK,
VpM-BAFU) Erhebungen zum möglichen Auftreten von besonders gefährlichen waldrelevanten Schadorganismen
durchgeführt. In Zusammenarbeit mit dem BAFU und den Kantonen BS+BL, GR, TI, VD und ZH wurde die Pilotphase der Gebietsüberwachung von prioritären und weiteren überwachungspflichtigen Quarantäneorganismen fortgesetzt. In diesem dreijährigen Pilotprojekt werden Methoden und Prozesse getestet und mit Hilfe von risikobasierten Modellen geeignete Erhebungsstandorte ausgewählt. Bei den jährlichen Erhebungen in den Jungpflanzenbetrieben (z. B. Baumschulen oder Gärtnereien) werden anfällige Wirtspflanzen auf Quarantäneorganismen und geregelte Nicht-Quarantäneorganismen kontrolliert. Zusätzlich werden Verdachtsproben aus Import- und Lagerplatzkontrollen von Verpackungsholz (ISPM 15 Kontrollen) und aus dem Meldewesen von Waldschutz Schweiz untersucht. Zu den überwachungspflichtigen, prioritären Quarantäneorganismen gehören Agrilus anxius (Bronzefarbener Birkenprachtkäfer), Agrilus planipennis (Asiatischer Eschenprachtkäfer), Anoplophora chinensis (Citrusbockkäfer),
Anoplophora glabripennis (Asiatischer Laubholzbockkäfer), Bursaphelenchus xylophilus (Kiefernholznematode)
und Dendrolimus sibiricus (Sibirischer Seidenspinner). Weitere zu überwachende Quarantäneorganismen
(VpM-BAFU) sind Fusarium circinatum (Pechkrebs der Föhre) und Phytophthora ramorum (plötzlicher Eichentod).
Für die Gebietsüberwachung dieser Organismen wurden auf den Erhebungsflächen Insekten- und Sporenfallen
eingesetzt und anfälligen Wirtsbäume regelmässig auf Befallssymptome untersucht. Zusätzlich wurden 2021 spezielle Erhebungen betreffend B. xylophilus, F. circinatum und P. ramorum durchgeführt. Bei den 2021 durchgeführten Erhebungen wurde keiner der oben erwähnten Quarantäneorganismen gefunden.
Auch gab es keinen Nachweis von anderen waldrelevanten Quarantäneorganismen, die in der PGesV-WBFUVEK
aufgeführt sind. Auch A. glabripennis und P. ramorum, deren frühere Befallsherde seit 2019 resp. 2020 als
getilgt gelten, wurden nicht gefunden. Bei den geregelten Nicht-Quarantäneorganismen wurde 2021 die Rotbandkrankheit (Dothistroma septosporum) in zwei Jungpflanzenbetrieben und die Braunfleckenkrankheit (Lecanostica acicola) in einem Betrieb festgestellt. Ausserhalb von Jungpflanzenbetrieben ist die Rotband- und Braunfleckenkrankheit in der Schweiz punktuell verbreitet. Wie in den letzten Jahren wurden auch 2021 neue Befallsherde von beiden Nadelkrankheiten entdeckt. Keine Verdachtsmeldungen aus den Jungpflanzenbetrieben gab es beim Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica). Mehrere befallene Edelkastanien wurden ausserhalb der bekannten Befallsgebiete gemeldet. Bei Verdachtsproben aus den ISPM 15 Kontrollen von Verpackungsholz wurden keine Quarantäneorganismen festgestellt. In den Proben wurden dagegen verschiedene gebietsfremde Holzschädlinge sowie ein in den Subtropen verbreiteter pathogener Pilz nachgewiesen. Die Früherkennung von potentiellen Schadorganismen betrafen Erstnachweise und neue Fundorte für die Schweiz von nicht geregelten, gebietsfremden Schadorganismen. Bei den Pilzen waren das Sirococcus tsugae, der erstmals in der Schweiz auf einer Atlaszeder entdeckt wurde sowie mehrere neue Funde des Asiatischen Haselmehltaus (Erysiphe corylacearum), des asiatischen Eschenmehltaus (Erysiphe salmonii) und des Ahornstammkrebses (Eutypella parasitica). Bei den Insekten wurde die Präsenz der invasiven Bockkäferart Xylothrechus stebbingi in der Schweiz erneut bestätigt. Der Käfer wurde in mehreren Insektenfallen im Rahmen der Gebietsüberwachung gefunden.