Unsere land- und forstwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft befindet sich im ständigen Wandel, damit verbunden sind Chancen und Risiken für wildlebende Tier- und Pflanzenarten. Mit fast 50 % Flächenanteil spielen die Wälder Österreichs eine große Rolle bei der Erhaltung und Förderung der Biodiversität. Zur Umsetzung und Erreichung der Visionen und Ziele sowohl der Österreichischen Waldstrategie 2020+ als auch der Biodiversitätsstrategie Österreich 2020+, sowie deren sich derzeit in Ausarbeitung befindlichen zukünftigen Entwürfe für 2030+, ist der Erhalt der Biodiversität im Wald von hoher Bedeutung. Der Artenschutz steht vor einer besonderen Herausforderung: Viele Arten sind auf den Roten Listen als bedroht gekennzeichnet. Artenschutzprojekte können aber immer nur einzelne Arten in den Fokus stellen, eine Zersplitterung der Bemühungen droht. Eine Verbesserung scheint möglich, wenn mehrere Arten mit gemeinsamen Ansprüchen zusammengefasst werden. Darüber hinaus besteht ein Defizit bei den regionalen Kenntnissen zum Vorkommen von schützenswerten Lebensräumen und Arten. Die Umsetzung von gezielten Naturschutzmaßnahmen durch Waldbewirtschafter*innen und Grundbesitzer*innen im Wald und auf Nebengründen wird somit in der Praxis erschwert. Die Fokussierung einerseits auf prioritäre Biotoptypenoder Gruppen von Biotoptypen und andererseits auf prioritäre Tier- und Pflanzenarten mit gemeinsamen oder ähnlichen Ansprüchen führt zu einem wissenschaftlich fundierten, effizienten Ansatz des Biodiversitätsschutzes im Wald. Im Rahmen des LE 14-20 Förderprojekts „Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald BIMUWA“ wurde ein auf Freiwilligkeit beruhendes, konkretes Leitbildkonzept zur Biodiversitätssicherung im Wald entwickelt, das in einer Modellregion getestet wurde. Hierfür wurde die Modellregion „PEFC-Region 6 Östliche Zwischenalpen“ in Teilen der Steiermark und Kärntens ausgewählt. Das Projekt wurde gemeinsam mit forstlichen Anspruchsgruppen sowie natur- und umweltbezogenen Organisationen durchgeführt. Um eine größere Akzeptanz bei den Waldbewirtschafter* innen für freiwillige Naturschutzmaßnahmen zu erhalten, wurde eine Verbindung zu bestehenden Zertifizierungssystemen gesucht. Dabei hat sich gezeigt, dass PEFC zertifiziert bewirtschaftete Waldflächen aufgrund ihrer Charakteristik, welche dem Prinzip der nachhaltigen Waldbewirtschaftung gemäß den Helsinki-Kriterien und der Regionenzertifizierung folgen, sehr gut geeignet sind. Die PEFC-Regionen harmonieren mit den forstlichen Wuchsgebieten (nach Kilian et al. 1994) und erlauben so eine regionsweise Betrachtung. Außerdem ist die Verbreitung der PEFC-Zertifizierung mit mehr als ¾ der heimischen Waldfläche von großer Bedeutung in der österreichischen Forstwirtschaft. Als Grundlage für die Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen wurde ein Leitbild entwickelt, das als Verbindungsglied zwischen Wissenschaft und Praxis fungieren soll. Der Fokus im Leitbild liegt dabei auf prioritären Lebensräumen und Arten, die aufgrund von durchgeführten Datenanalysen in der Modellregion nun besser bekannt sind. Es wird somit erstmalig ein regionalisiertes Wald-Biodiversitätsleitbild für eine Modellregion möglich. Mit diesem Wissen aus dem Leitbild können sich Waldberater*innen gezielt über Artenschutzthemen der Region informieren und auch angepasste Beratungsgespräche zu Naturschutzmaßnahmen führen. Somit wird die Entwicklung von Maßnahmen zur freiwilligen Durchführung von integrativen Naturschutzmaßnahmen in der multifunktionalen Waldbewirtschaftung gefördert. Es wird aufgezeigt, wie Aspekte der ökologischen Waldbewirtschaftung in Österreich erfolgreich auf allen Waldflächen, unabhängig vom allfälligen Schutzstatus, in der täglichen Praxis durchgeführt werden können. Einleitung; Anwendung des Leitfadens; Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge; Förderung von strukturreichen Waldbeständen; Erhöhung der Baumartenvielfalt; Schaffung horizontaler und vertikaler Strukturvielfalt; Förderung der Quantität und Qualität von Totholz; Förderung von Altholzinseln, Biodiversitätsinseln & Biotopbäumen; Altholzinseln; Biodiversitätsinseln; Biotopbäume; Förderung von Kleinstrukturen; Waldrand; Ast- und Steinhaufen; Quellfluren und Nassgallen; Quellen und Impressum; Merkblätter