Die Rotbuche ist die flächenmäßig bedeutsamste Laubbaumart in Deutschland wie in Bayern. Bei der letzten Bundeswaldinventur betrug ihr Flächenanteil rund 16%. Doch die jüngsten Dürrejahre 2018-2020 und der trockene Sommer in diesem Jahr gehen auch an der Buche nicht spurlos vorbei. Früher Laubfall und verlichtete oder gar abgestorbene Baumkronen sind sichtbare Zeichen. Angesichts dieser Entwicklungen fragen sich viele Waldbesitzer, Forstleute und interessierte Waldbesucher, wie es um die Zukunft der Buche in unseren Wäldern bestellt ist? Genau dieser Frage sind auch Wissenschaftler und Experten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) nachgegangen. Die Buche – genauer die Rotbuche (Fagus sylvatica) – ist die dominierende Baumart in den natürlichen Waldgesellschaften Mitteleuropas. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Skandinavien bis Spanien und von Sizilien bis in den Iran. Deutschland war um die Zeitenwende zu gut zwei Dritteln von Buchenwäldern bedeckt und für Kultur und Geschichte war die Buche so bedeutsam, dass sich diese auch in unserer Sprache niederschlug: Unzählige Orte tragen den Wortstamm »Buch« in ihrem Namen, der wiederum daraus entstand, dass man wichtige Papiere und Pergamente früher in Buchdeckeln aus Buchenholz verwahrte. So erscheint es folgerichtig, die bedeutsame »Mutter des Waldes« zum Baum des Jahres 2022 auszurufen – als bislang erste Baumart, der diese Würdigung zum zweiten Mal zu Teil wird! Bereits 1990 sollte damit der Blick auf ihren Gesundheitszustand gelenkt werden, denn seinerzeit setzten Luftschadstoffe der Buche sehr zu. Auch die Wahl 2022 hat seinen Grund in der Sorge um die Vitalität der Buche. In den vergangenen Trockenjahren 2018 – 2020 starben in Bayern zahlreiche Buchen von der Krone her ab, und der Gesundheitszustand gab vielerorts Anlass zur Sorge. Die Prognosen sind nicht allzu günstig: Befand sich die Buche 1990 in Bayern noch in ihrem Wuchsoptimum, ist sie 30 Jahre später infolge der rasanten Klimaerwärmung in einigen Regionen Bayerns bereits an den Rand ihres Verbreitungsgebietes gerutscht. Dennoch spielt die Buche in vielen Regionen Bayerns im Klimawandel eine bedeutende Rolle, nicht zuletzt aufgrund ihrer breiten Standortsamplitude sowie ihrer großen genetischen Bandbreite. Sie verjüngt sich freudig, erträgt viel Schatten und ist so für den Umbau von Fichten- oder Kiefernreinbeständen geradezu prädestiniert. In anderen Regionen Bayerns zeigen dagegen die Altbuchen nach den vergangenen Trockenjahren schon massive Vitalitätsverluste. Gleichzeitig ist die Buche in der Verjüngung so konkurrenzkräftig, dass alles getan werden muss, klimastabile Mischbaumarten zu etablieren, um die Entstehung neuer Buchenreinbestände zu verhindern. Und schließlich gibt es Gegenden in Bayern, wo sie bereits heute nur noch als sporadisch beigemischte Baumart mit stark verkürzter Umtriebszeit eingeplant wird. Gleichzeitig spielen Buchenwälder für unseren Waldnaturschutz eine herausragende Rolle. Je nach Standort und Klima bildet die Buche vielfältige, zu schützende oder zu erhaltende Wald- und Lebensraumtypen, in denen unzählige Arten ihre Nische finden.