Obwohl die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung die Energiewende grundsätzlich befürwortet, gestaltet sich die konkrete Umsetzung herausfordernd. Besonders bei der Windenergie sind ausgeprägte Zielkonflikte erkennbar. Entsprechend sind geplante Windenergieprojekte häufig von Einsprachen betroffen oder werden zu einem späten Zeitpunkt im Planungsverfahren von der Bevölkerung bei einer Abstimmung abgelehnt. Ein häufig genanntes Argument gegen lokale Windenergieanlagen ist die Veränderung der Landschaft oder eine Verletzung der Bedeutung eines Ortes. Da Landschaften und Orte jedoch nicht einfach Gegenstände darstellen, sondern
gesellschaftliche Verhältnisse repräsentieren, ist es wichtig, die Gründe für die Reaktionen vertiefter und in ihrem Gesamtkontext zu betrachten. Dabei gilt es auch die Ansprüche der Bevölkerung hinsichtlich prozeduraler Aspekte zu berücksichtigen, um Lösungen für die Umsetzung der Energiewende auf lokaler Ebene zu finden, für die auch die Realisierung von Windenergieprojekten notwendig ist. Um diese Wissenslücken anzugehen, wurde aufbauend auf den Erkenntnissen von Interviewerhebungen mit Stakeholdern, in 12 Gemeinden nordöstlich von Bern, die im Sichtbarkeitsbereich eines in der Gemeinde Vechigen geplanten Windparks liegen, eine Bevölkerungsbefragung
durchgeführt. Dabei wurden 6640 zufällig ausgewählte Personen in einem Brief eingeladen, an der Online-Befragung zum Thema Energiewende teilzunehmen. Der standardisierte Fragekatalog umfasste Fragen zu vier Themenbereichen: (i) Wünsche hinsichtlich der regionalen Entwicklung, (ii) Ortsbedeutungen in der Region, (iii) Einstellung zur Energiewende und zur Windenergie, sowie (iv) Ansprüche an die Planung von Energieanlagen. Zur Erfassung der Ortsbedeutungen wurden die Befragten aufgefordert, auf topographischen Karten, Orte mittels GIS-Funktionen Bedeutungen zuzuweisen (sog. partizipatives GIS). Wie üblich bei relativ anspruchsvollen PPGISbasierten
Online-Befragungen war die Rücklaufquote mit 8 Prozent eher tief, doch lassen die Daten angesichts der umfangreichen Stichprobe und der guten Repräsentierung der sozio-demographischen Gruppen valide Erkenntnisse über die Sicht der Bevölkerung zu, zumal ein Fokus auf den Vergleich von Gruppen mit unterschiedlichen Haltungen zur Energiewende gelegt wurde.