Quantifizierung von Landnutzungsänderungen und deren Folgen für die Kohlenstoffspeicherung im Boden. Endbericht von Start- Clim2020.E in StartClim2020: Planung, Bildung und Kunst für die österreichische Anpassung
Böden sind enorme Kohlenstoffsenken und speichern zwei bis dreimal so viel Kohlenstoff wie die Atmosphäre (Paustian et al., 2016). Es wird intensiv geforscht um Wege zu finden, noch mehr CO2 in landwirtschaftlichen Böden zu binden (Bolinder et al., 2020; Chenu et al., 2019; Rumpel et al., 2020), da steigende Bodenkohlenstoffvorräte in der nationalen CO2-Bilanz mit anthropogenen Emissionen gegengerechnet werden können. Die Bodenkohlenstoffvorräte eines Bodens hängen von der Zufuhr- und Abbaurate des organischen Kohlenstoffs ab, welche maßgeblich von Klima, Vegetation und Geologie bestimmt werden. Zusätzlich zu den natürlichen Standortparametern spielt auch die Landnutzung und die Landbewirtschaftung eine entscheidende Rolle (Bot and Benites, 2005; Demyan et al., 2012; Gerzabek et al., 2006). In der Österreichische Bodenkohlenstoffkarte von Haslmayr et al. (2018) reichen die Bodenkohlenstoffvorräte in den obersten 30 cm des Bodens bis über 600 t ha-1. Die Vorräte in den landwirtschaftlichen Böden liegen im Schnitt bei 75 t ha-1. In 0-50 cm Tiefe rechnet der Austria’s National Inventory Report 2020 (Umweltbundesamt, 2020a) die Bodenkohlenstoffvorräte in Ackerböden mit 56 bis 90 t ha-1 und in Grünlandböden mit Vorräten zwischen 75 und 139 t ha-1 je nach Lage und Nutzungsintensität.
Böden in Siedlungsräumen werden mit 40 t ha-1 geschätzt (Haslmayr et al., 2018b). Die höchsten Bodenkohlenstoffvorräte liegen in Waldböden und vor allem in Mooren vor. In Österreich wird jährlich weit über dem nationalen Ziel von 2.5 ha pro Tag landwirtschaftliche Fläche verbraucht. Landwirtschaftliche Böden sind unter anderem enorme Kohlenstoffsenken. Wir wissen wenig darüber, wie und ob die nationalen Zielsetzungen des Bodenschutzes auf regionaler und lokaler Ebene wahrgenommen oder umgesetzt werden. Wir haben die tatsächlichen Verluste von landwirtschaftlichen Böden seit 1975 in sieben Gemeinden quantifiziert und die Mengen an Bodenkohlenstoff, die durch die Landnutzungsänderungen betroffen sind, berechnet. Zudem haben wir 12 qualitative Interviews mit lokalen Entscheidungsträger*innen und regionalen/nationalen Stakeholder* innen geführt um die Verluste zu verstehen und Argumente für und gegen den Bodenverbrauch einzuholen. Es gibt große Unterschiede zwischen den Gemeinden. Der Gesamtverlust landwirtschaftlicher Böden reicht von 3,6 bis 42,3%. in den letzten 45 Jahren ging durchschnittlich in Summe 47.2
ha pro Jahr landwirtschaftlicher Böden verloren. Zwischen 3,7 und 40,3% der jeweiligen Bodenkohlenstoffvorräte
in den Gemeinden wurden von den Landnutzungsänderungen berührt. Anteil an hochwertigen Böden in den Gemeinden reichen von 17 bis 84%. Die Bodenwertigkeit spielte bei der Inanspruchnahme keine Rolle. Als wichtigste Gründe für den Bodenverbrauch sind Bauland für Wohnen, Arbeitsplätze und Infrastruktur genannt. Als Argumente gegen den Bodenverbrauch sind neben den direkten und indirekten Kosten auch soziale Konflikte und sozialer Abbau wichtig. Wir konnten mehrere Gemeinden klar ländliche Raumtypen zuordnen und die Landnutzungsänderungen entsprachen hier die raumtypischen Entwicklungen. Unsere Interviewpartner*innen schlagen sehen große Nutzungskonflikte die durch eine konsequent umgesetzte Raumordnung gelöst werden müssen. Land take of agricultural land in Austria, is annually far above the national target of 2.5 ha per day. Agricultural soils are among other enormous carbon sinks. We know little about how and whether national targets are perceived or implemented at regional and local levels. In this study we quantified the actual losses of agricultural soils since 1975 in seven municipalities and calculated the amounts of soil carbon affected by the land use change. We also conducted 12 qualitative interviews with local decision makers and regional/national stakeholders to understand the losses and obtain arguments for and against land use. There are large differences between communities. The total loss of agricultural soils ranges from 3.6% to 42.3%. In the studied municipalities, a total average of 47.2 ha per
year of agricultural soils has been lost since the 1970ties. 3.7 to 40.3% of the respective soil carbon stocks in the municipalities were affected by the land use changes. The proportion of high quality soils in the municipalities range from 17 to 84%. The soil quality did not play a role in the decision-making concerning land take. The most important reasons given for soil consumption are land for housing, jobs and infrastructure. As arguments against soil consumption, social conflicts and social degradation are mentioned in addition to direct and indirect costs. We were able to clearly assign several communities to rural spatial types and the land use changes here corresponded to the spatially typical developments. Our interview partners suggest that there are major conflicts of land use that need to be solved by a consistently implemented spatial planning.