Die Mannheimer Reissinsel wurde 1885 dem Naturschutz gewidmet. Der Eigentuemer und Namensgeber Carl Reiss formulierte in seinem Testament, in dem er die Insel der Stadt Mannheim vermachte, als einer der ersten den Gedanken des Prozessschutzes. Ausserdem widmete er die Insel der Mannheimer Bevoelkerung zur Erholung. So waren Konflikte zwischen dem naturnahen Kleinod und dem Freizeitbetrieb einer aufstrebenden Industriestadt vorgezeichnet. Konsequenterweise wurde die Insel auch schon in den zwanziger Jahren geteilt, so dass beide Ziele zunaechst weitestgehend konfliktfrei verfolgt werden konnten. Seitdem haben sich die Spannungen zunehmend zugespitzt. 1980 wurde ein rund 15ha noerdlicher Teil der Reissinsel als Bannwald ausgewiesen, umgeben von einem rund 77ha grossen Schonwald. Als floristische Bemerkenswertigkeit ist die Wildrebe (Vitis vinifera var. sylvestris L.) hervorzuheben. Die Reissinsel ist damit eines der letzten Vorkommen dieser Art in der Rheinebene. Es wurde die Notwendigkeit eines Pflegekonzeptes zur Erhaltung der Wildrebe im Schonwald dargestellt. In den Jahren 1985 - 1989 wurde im Bannwald Reissinsel eine Forstliche Grundaufnahme auf einem nicht-systematischen Stichprobenraster durchgefuehrt. Es ergaben sich folgende ergebnisse: - Der Bestand wird von 18 verschiedenen Gehoelzarten gebildet. - Es gibt eine vorratsreiche Oberschicht aus Pappel und Stieleiche, die sehr individuenarm ist. Die Ulme, ehemals in der Oberschicht dominant, ist aufgrund des Ulmensterbens flaechig zusammengebrochen. Geringer dimensionierte Ulmen bzw. Silberweiden bestimmen die unteren Schichten. - Lebend- und Totholzvorrat (vor allem Ulmentotholz) halten sich die Waage. - Der Neophyt Acer negundo konnte sich im Bereich der Silberweidenaue etablieren und nimmt 17% der bestandesindividuenzahl und 9% des lebenden Bestandesvorrates ein. - Alle Probekreise befinden sich in der Zerfallsphase. - Die raeumliche Individualverteilung weist eine starke Klumpung auf. Dies ist einerseits die Folge der hohen Anzahl von Silberweiden-Stockausschlaegen als auch der lueckigen Verteilung der Restindividuen infolge des Ulmen-Zusammenbruchs. Die Klumpung ist Ausdruck einer starken, horizontalen Bestandesstrukturierung. Es wird erwartet, dass die Esche bei einer Folgegesellschaft eine wichtige Rolle einnehmen wird. Dafuer spricht einerseits die Klassifizierung der Uebergangsbereiche zum Pruno-Fraxinetum als auch die Dynamik der Eschenverjuengung, die imstande ist, die stark verjuengungshemmende kraut- und Strauchschicht durchwachsen zu koennen. Die Ausbreitung von Acer negundo verlief zunaechst sehr aggressiv, seine Ausbreitungsdynamik stellte sich dann auf ein Gleichgewicht mit den Silberweiden ein, wobei letztere sich eher im stroemungsintensiven, der Eschenahorn im stromungsarmen Bereich eingenistet hat.