Ein Ziel der Naturwaldreservate wurde und wird in der Ableitung von Leitbildern fuer "Natuerlichkeit" bzw. fuer "natuerliche" Walddynamik gesehen. Eine Dauerbeobachtung ueber Jahrzehnte ist dabei erforderlich, um Entwicklungsablaeufe und Strukturveraenderungen beschreiben zu koennen. In der vorliegenden Arbeit wird ein Methodenbeitrag zur flaechendeckenden Dauerbeobachtung von Naturwaldreservaten in Luftbildern erbracht (Kap.3) und es werden Ueberlegungen dazu angestellt, ob die in Naturwaldreservaten mit der entwickelten Methode nachgezeichnete Walddynamik (Kap. 4 und 5) Leitbildfunktion fuer "Natuerlichkeit" haben kann (Kap. 6). Als Untersuchungsgebiete dienen zwei seit 1970 ausgewiesene Bannwaelder (Naturwaldreservate) in Baden-Wuerttember. (1) Bannwald "Bechtaler Wald". Ein auf einer Niederterrasse im suedlichen Oberrheingebiet bei Kenzingen stockender Eichen-Hainbuchen-Wald. Es handelt sich um einen durchgewachsenen ehemaligen Mittelwald, dessen Standort vielfaeltigen anthropogenen Veraenderungen unterlag. (2) Bannwald "Conventwald". Ein in montaner Hoehenstufe des Mittleren Schwarzwaldes stockender Buchen-Tannen-Wald, der seit alter Zeit als Hochwald bewirtschaftet wird. Die Datenerfassung in der 1972 beginnenden Luftbildzeitreihe erfolgte neben klassischer Luftbildinterpretation auch durch photogrammetrische Auswertung der absolut orientierten Modelle. Dabei konnten nicht nur Luftbilder aus "Sommerbefliegungen", sondern auch Aufnahmen, die nach Schneeschmelze und vor Laubaustrieb erstellt wurden, ausgewertet werden. Die Zustandsgroessen Bestandesluecken, Totholz, Baumart, Tannenunterstand und metrische Einzelbaumdaten wurden in der Zeitreihe erfasst und dienten neben Indikatoren zur soziologischen Tendenz der Baumarten, die aus den metrischen Einzelbaumdaten abgeleitet wurden, zur Bestandesdokumentation und zum Nachzeichnen von Teilprozessen der Bestndesentwicklung. Die Validierung der aerialen Datenerfassung durch empirische Untersuchungen verdeutlichen erhebliche Maengel bei der Baumartenansprache in baumartenreichen Laubbaumbestaenden, bei der Ermittlung der Baumindividuenanzahl sowie bei der Kartierung des Totholzes und des Tannenunterstandes. Eine terrestrische Kontrolle ist zur Praezisierung der Gueltigkeit von aerialen Daten unerlaesslich. Das Luftbild besitzt jedoch eine grosse Bedeutung fuer die Dokumentation der flaechigen Physiognomie und deren raumbezogener Verteilung, die durch photogrammetrische Datenerfassung deren raumbezogener Verteilung, die durch photogrammetrische Datenerfassung erschlossen werden kann. Empfehlungen fuer die Durchfuehrung von aerialen Dauerbeobachtungen wurden abgeleitet. Mit der aerialen Zustandsdokumentation des Bannwaldes "Conventwald" konnte gezeigt werden, dass die Tannen in der luftbildsichtbaren Oberschicht ueberproportional haeufig auf Suedexposition stockt, die Buche hingegen auf den drei Hauptexpositionen (Sued, Suedost und Ost) gleich haeufig verteilt ist. Dies wurde auf eventuelle kuenstliche Begruendung des Bestandes durch Saat zurueckgefuehrt. In den buchenbetonten Teilflaechen ist der Tannenunterstand haeufiger auf Ostexpositionen vorzufinden. Die in den letzten zwanzig Jahren beobachtbaren Regenerationsstrukturen in diesem einschichtigen Hochwald waren von einzelnen abgestorbenen oder geworfenen Tannen gepraegt und beguenstigen die Verjuengung der Schattbaumarten Buche und Tanne. Die weitere Bestandesentwicklung muss unter dem Einfluss dieser anthropogen gepraegten Ausgangssituation gesehen werden. Eine eventuelle kuenftige raeumliche Umverteilung der Tanne auf ostexponierte Lage und der Buche auf Suedexpositionen ist anthropogen induziert. Die Zustandsdokumentation und Dauerbeobachtung des Bannwaldes "Bechtaler Wald" verdeutlicht ebenfalls das Nachwirken ehemaliger anthropgener Beeinflussungen auf die heutige Bestandesentwicklung. Die Baumartenzusammensetzung des Bestandes ist ein Produkt der jahrhundertelangen Mittelwaldbewirtschaftung. In den letzten ...