Es wurde in Baden-Württemberg eine weitgehend bundeseinheitliche Bodenzustandserfassung (BZE) im Wald durchgeführt. Grundlage der Erhebung war das 16x16-km-Raster der EU-weiten Waldschadensinventur, das in Baden- Württemberg in den Wuchsgebieten Schwarzwald, Odenwald, Alpenvorland und Schwäbisch-Fränkischer Wald auf ein 8x8-km-Raster verdichtet wurde. Der damit erzielte Stichprobenumfang von insgesamt 177 Bodenprofilen lässt flächenrepräsentative Interpretationen auf der Ebene von Wuchsgebieten bzw. auf der Ebene der gesamten Landeswaldfläche zu. Für kleinere räumliche Auflösungseinheiten ist der Stichprobenumfang i.d.R. zu gering. Die Wahl eines solchen zufälligen Stichprobenverfahrens blendet zunächst alle Vorinformationen aus (z.B. Standortskarten, geologische Karten), die für die zu erhebenden Zielgrössen (z.B. bodenchemischer Zustand) von Bedeutung sein können. Bei einem solchen Vorgehen besteht zwar die Gefahr, dass durch Nicht-Berücksichtigung bekannter Zusammenhaenge Arbeitskapazität "verschenkt" wird, andererseits ist nur ein solches Vorgehen wirklich offen für neue Erkenntnisse. Die Ergebnisse der BZE in Baden-Württemberg bestätigt voll und ganz, dass der Verzicht auf eine nach vorhandenen Kenntnissen gewichteten Verteilung der Probepunkte richtig war. Ein für die Gesamtnadelwaldfläche Baden-Württembergs wichtiges Ergebnis ist die weitgehende bodenchemische Nivellierung der entkalkten Substrate auf einem Niveau sehr geringer Vorräte an verfügbaren "Nährelementbasen" (geringe "Basensättigung") und hoher Säurestärke (niedrige pH-Werte). Auf mehr als 1/3 aller Standorte ist die Basensättigung in 10-30cm Bodentiefe, also im Hauptwurzelraum, kleiner als 5% und damit extrem niedrig, auf ca. 2/3 aller Standorte liegt sie unter 10% und wird als "sehr niedrig" eingestuft. Von solchen verarmten, sauren Mineralböden ist nur noch eine eingeschränkte Reglerfunktion im Hinblick auf eine ausgeglichene Waldernährung zu erwarten. Bedenklich im Hinblick auf die zukünftige Wasserqualität ist die weit über Rhizosphäre hinausreichende Tiefenversauerung der Waldböden in den Wuchsgebieten Schwarzwald und Odenwald. In 90-140cm Bodentiefe wurden Säurestärken gemessen, die nur durch Anwesenheit starker Mineralsäuren (z.B. Schwefelsäure, Salpetersäure) erklärt werden können. Dieser Befund zeigt, dass Befürchtungen der Wasserwerksbetreiber, die Versauerungsfront könnte bis ins Rohwasser bewaldeter Einzugsgebiete durchschlagen, auf weniger gut ausgestatteten Ausgangssubstraten (z.B. Buntsandstein, Granit) nicht unbegründet ist. Mit fortschreitender Verarmung der Mineralböden an verfügbarem Kalium, Calcium und Magnesium steigt die Bedeutung der organischen Auflagen als Nährelementspeicher und -verteiler. Die Ausbildung einer Auflage kann man daher als "Notlösung" der Waldökosysteme zur Kompensation der Mineralbodendefizite auffassen. In den Wuchsgebieten Schwarzwald und Odenwald findet man in ca. 30% der Standorte, dass mehr als 60% des verfügbaren Magnesiums in der Auflage gespeichert ist. Es ist klar, dass in einem solchen Fall die Nährelementversorgung stark von Witterungsbedingungen kontrolliert wird, da Auflagen einem stärkeren Wechsel der Bodenfeuchte unterliegen als tiefere Mineralbodenhorizonte. Neben den niedrigen Vorräten an mittelfristig verfügbarem Kalium, Calcium und Magnesium und der starken relativen Anreicherung dieser Nährelemente in organischen Auflagen, erbrachten Vergleiche von BZE-Daten mit historischen Analysen klare Hinweise auf eine allgemeine Zunahme der Stickstoffsättigung der Waldstandorte in den letzten Jahrzehnten. Damit sind landesweit unharmonische Ernährungsbedingungen weitberbreitet, d.h. einer zunehmenden Stickstoffverfügbarkeit stehen äusserst knappe Basenvorräte gegenüber. Solange der sog. "kleine Kreislauf" über organische Auflagen aufgrund günstiger Witterungsbedingungen die Waldernährung sicherstellen kann, ist unter diesen Verh...
114.2 (Chemie des Bodens. Analyse (Gleichlaufend mit UDK 631.41 geordnet)) 114.7 (Bodenerkundung (einschl. Methoden der Aufnahme und Kartierung)) 181.34 (Beziehungen zu Bodennährstoffen und zur Chemie des Bodens) [430] (Deutschland, 1990-)