Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Kronenentwicklung wichtiger Laubbaumarten der gemässigten Breiten und der Gemeinen Kiefer erstmalig umfassend darzustellen. Nach einem groben Überblick über bisherige Ansätze zum Verständnis der Kronenentwicklung erfolgt eine detaillierte Darstellung folgender Baumarten: Acer plantanoides L. (Spitzahorn) und Acer pseudoplatanus L. (Bergahorn), Acer saccharum MARSH. (Zuckerahorn), Aesculus hippocastanum L. (Rosskastanie), Alnus glutinosa (L.) GAERTN. (Schwarzerle), Betula pendula ROTH (Sandbirke) und Betula pubescens EHRH. (Moorbirke), Carpinus betulus L. (Hainbuche), Fraxinus excelsior L. (Gemeine Esche), Pinus sylvestris L. (Gemeine Kiefer), Prunus avium L. (Vogelkirsche), Quercus robur L. (Stieleiche) und Quercus petraea (MATT.) LIEBL. (Traubeneiche), Robinia pseudacacia L. (Gemeine Robinie), Salix caprea L. (Salweide), Tilia cordata Mill. (Winterlinde) und Tilia platyphyllos SCOP. (Sommerlinde). Bei diesen Baumarten werden vier verschiedene Wachstumsphasen (Explorations-, Degenerations-, Stagnations- und Resignationsphase unterschieden, die Grundlage von Vitalitätsstufen-Schlüsseln für die betreffenden Baumarten wurden und zu sehr unterschiedlichen Kronenstrukturen führen: Während sich bei einer Schwächung übereinstimmend bei fast allen Baumarten längliche oder spiessartige Strukturen im Wipfelbereich entwickeln, sind das Ergebnis weiterer, langanhaltender Devitalisierung pinselähnliche Strukturen, bevor die Krone in einzelne Teilkronen zerfällt und von oben her abstirbt. Die Ursache solcher Veränderungen sind ausschliesslich langfristig, meist statistisch gesichert abnehmende Trieblängen. Doch die entwickelten, auf Kronenstrukturen aufbauenden Vitalitätsstufen-Schlüssel soll eine verbesserte Beurteilung des Gesundheitszustandes dieser Baumarten ermöglicht werden. Eine solche erscheint aufgrund der Waldschadensdiskussion, aber auch im Bereich des Gartenbaus und der Verkehrssicherheit im Strassen- und Stadtbereich dringend erforderlich. Auf die grossen Übereinstimmungen der Kronenentwicklung von Fagus grandifolia EHRH. (Amerikanische Buche) mit der schon früher untersuchten Rotbuche (Fagus sylvatica L., ROLOFF 1985) und von Quercus rubra L. (Roteiche) mit den beiden anderen untersuchten Eichenarten wird hingewiesen. Wichtigstes Ergebnis der durchgeführten Untersuchungen ist die enorme Plastizität der Baumkrone und die grosse Bedeutung von Veränderungen der Kronenentwicklung und -strukturen bei abnehmender Vitalität. Fast alle bis heute entwickelten Ansätze und Modelle zum besseren Verständnis der Kronenentwicklung lassen diese Plastizität und die Veränderungen infolge physiologischer Alterung weitgehend ausser acht und konnten daher die anfänglich in sie gesetzten hohen Erwartungen nicht erfüllen.