Die Esche kommt beinahe in ganz Europa vor, lediglich in Südspanien und Nordskandinavien fehlt sie. Nach Buche und Eiche zählt die Esche zu den wichtigsten heimischen Laubbäumen. In Au- und Schluchtwäldern, entlang von Bächen und Flüssen, aber auch auf flachgründigen Kalkstandorten kann sie ohne weiteres bestandsbildend auftreten. In buchendominierten Laubmischwäldern ist sie als Mischbaumart auf zahlreichen Standorten zu finden. Es spricht viel für die Esche: Sie ist eine „bodenpflegliche“ Baumart, die durch ihre leicht zersetzliche Streu die Humusform und den Oberboden verbessert. Ihr Holz ist sehr begehrt, es zählt zu den wertvollsten Hölzern des mitteleuropäischen Waldes. Aktuell sind die Bestände der Eschen durch das Eschentriebsterben ernsthaft bedroht und eine Neubewertung dieser Baumart scheint daher angebracht. Aus dieser ehemals stabilen und relativ betriebssicheren Baumart wurde eine „Risikobaumart“, die aber trotz allem nicht vollständig „aufgegeben“ werden sollte. Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) starteten im Sommer 2015 mit „Esche in Not“ eine in Mittel Europa einzigartige Erhaltungsinitiative für die Esche. Aktive Generhaltungs- und Züchtungsmaßnahmen sollen den natürlichen Vorgang der Resistenz Bildung gegenüber dem Eschentriebsterben unterstützen und beschleunigen. Aber was werden wir verlieren, wenn die Esche durch die grassierende Krankheit als Waldbaum verlorengeht und nur in Einzelexemplaren erhalten werden kann? Gibt es Bestandsaufnahmen ihrer genetischen Vielfalt vor dem Krankheitsausbruch? Welche Erkenntnisse und Strategien haben andere Länder, in denen die Krankheit schon länger wütet? Wie kann während dieser Erkrankung mit der Baumart Esche waldbaulich „gelebt“ werden? Diese Fragen zu beantworten und den aktuellen Stand der Initiative „Esche in Not“ darzustellen ist die Aufgabe dieser BFW-Praxisinformation.
Das BFW möchte mit diesem Heft auf die Bedeutung dieser Baumart hinweisen, bei der planmäßiges forstliches Handeln zurzeit kaum möglich ist und abgesicherte alternative Handlungsstrategien noch in der Entwicklung stecken.