Pro Jahr gingen in den Untersuchungsgemeinden zwischen 2,1 und 15,5 ha landwirtschaftliche Böden verloren. In Summe sind seit den 1970er Jahren zwischen 4 bis 42% der ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen in den jeweiligen Gemeinden ungenutzt. Die höchsten Verluste haben wir in zwei Gemeinden festgestellt, die seit Jahrzehnten eine stetig wachsende Bevölkerungszahl und die höchste Rückgangsrate von landwirtschaftlichen Betrieben haben. Sie sind beide typische Beispiele für strukturstarke Gemeinden in Ballungsräumen‘, mit hohem Bevölkerungswachstum, hohem Siedlungsdruck und einem attraktiven Arbeitsmarkt entweder vor Ort oder in der nächsten Umgebung. Da mehr ehemalige Acker- als Grünlandböden von den Landnutzungsänderungen betroffen sind, wurden weniger - zwischen 4 und 40% der jeweiligen Bodenkohlenstoffvorräte - von der Entwicklung berührt.
Aus den Interviews mit den Expert*innen haben wir erfahren, dass die wichtigsten Gründe für den Bodenverbrauch Bauland für Wohnen, Arbeitsplätze und Infrastruktur sind. Dass die landwirtschaftlichen Böden nach ihren Bodenfunktionen in Werteklassen eingestuft werden, war für die Entscheidungsträger*innen neu. Der Bedarf an Bauland für Wohnungen, Betriebsflächen und (kommunale) Infrastruktur wurde von den lokalen Befragten als eine natürliche Entwicklung in den Gemeinden gesehen. Studien wie diese, die den Bodenverlust quantifizieren und versuchen in einem Zusammenhang zu bringen, bietet eine gute Diskussionsgrundlage. Anlassbezogene Abänderung von überörtlichen Entwicklungskonzepten hat in Österreich leider Tradition. Als Empfehlung an alle politischen Entscheidungsträger schlagen wir vor, dass sie - sprich Bundesregierung, Landeseben, Gemeinden und
deren Vertretungen - sich gemeinsam bemühen, um ein verbindliches Reduktionsziel zu definieren. Weiter
müssen die Raumordnungsinstrumente die wir in Österreich bereits haben konsequent umgesetzt werden. In der Raumplanung sollte die Bodenwertigkeit in Bezug auf die Bodenfunktionen in der Standortbeurteilung stärker einfließen.