- Standardsignatur8632
- TitelWege zur Zielerreichung des guten ökologischen Potenzials am Beispiel der Iller zwischen Krugzell und Lautrach
- Verfasser
- Seiten262-277
- MaterialArtikel aus einer Zeitschrift
- Datensatznummer200206666
- Quelle
- AbstractSchlagwörter: Ökologisches Potenzial, Flussbaumaßnahmen, Flussgeschichte, Iller
In den bestehenden Leitbildern für die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie werden Fließgewässer so stark zusammengefasst, dass der individuelle Charakter verlorengeht. Diese Problematik besteht auch an der stark anthropogen veränderten Iller, für die ein auf den Gewässerabschnitt von Krugzell bis Lautrach abgestimmtes Leitbild für die Zielerreichung des guten ökologischen Potenzials vor dem Hintergrund ihrer Flussgeschichte abgeleitet werden soll. Nach dem Ende der letzten Eiszeit setzte durch Schmelzwasserabläufe in diesem Gebiet eine erste bedeutende Einschneidephase ein, welche den Grundstein für die entstehende Terrassentreppe des heutigen Canyontals bildete. Bei der naturnahen Iller handelt es sich in diesem Abschnitt um eine Erosionsstrecke. Nach der
Recherche historischer Karten entstanden Kiesbänke in der Iller vor allem im Mündungsbereich von Seitenbächen und in Gleithangsituationen; in den gestreckten Abschnitten hingegen waren sie kaum vorhanden. Ab den 1930er Jahren begann der Ausbau der Wasserkraftnutzung im Illercanyon, bis im Jahr 1961 eine Kraftwerkskette mit fünf Laufwasserkraftwerken fertiggestellt war. Der historische Fischbestand der Iller setzt sich aus den typischen Fischarten der Äschen- bis Barbenregion sommerkalter Voralpenflüsse zusammen. Vor dem Kraftwerksbau herrschte auf langer Strecke eine natürliche Zonierung der Aue vor, jedoch musste die Hartholzaue schon im Laufe des 19. Jahrhunderts Grünlandflächen weichen. Die anthropogenen Veränderungen der Iller zeigen zahlreiche Auswirkungen
auf den Fischbestand und die Vegetation. Im Oberwasser der Kraftwerke breiteten sich Verlandungsgesellschaften aus, verbliebene Auwaldfragmente wurden auf schmale Streifen zurückgedrängt. Zeitgleich hat eine Verarmung an Geschiebe bei zugleich ökologischer Degradation stattgefunden, was zu der aktuellen behördlichen Einstufung mit nur "mäßigem ökologischen Potenzial" vor allem wegen hydromorphologischer Defizite geführt hat.
Aufbauend auf einer flussmorphologischen und historischen Analyse sowie der Einbeziehung von Referenzstrecken anderer Flüsse des Alpenvorlandes wird eine Zielvorstellung für die Restaurierung der Iller im Bereich des Illercanyons abgeleitet. Bei den Maßnahmen erfolgt eine Konzentration auf die verbliebenen freien Fließstrecken, da hier für die illertypische rheophile Fischfauna geeignete Lebensbedingungen vorherrschen. Im Projekt ISOBEL (Integrated SOlutions for BEd Load managemant) werden zur Verbesserung der ökologischen Situation Kombinationen von Maßnahmen in der Iller und in naturnah gestalteten Fischwanderhilfen erprobt und deren
Wirksamkeit untersucht. So werden verschiedene Formen der Kiesdotation zusammen mit flankierenden wasserbaulichen Eingriffen wie z. B. Buhnen getestet. Erste Maßnahmen zum Erreichen des guten ökologischen Potenzials zeigen bereits Erfolge, was in der Erhöhung der Strukturvielfalt, der geschaffenen ökologischen Durchgängigkeit und sich stabilisierende rheophile Fischpopulationen gesehen werden kann.
The "Leitbild approach" of the EU Water Framework Directive aggregates real streams so much that their individual character is being lost. This issue also occurs at the strongly anthropogenically modified river Iller, of which a “model” for the good ecological potential should be derived in the river section between Krugzell and Lautrach against the backdrop of its river history. There has been a first incision phase after the last ice age due to glacial melt water flows, which laid the foundation for the emerging terrace stairs of the present canyon valley. The nature-like river stretch in this area is characterized by erosion and transportion processes. Based on historical
sources, there have been gravel banks at the areas of side streams and slip-off slopes primarily, but only rarely in stretched river sections.In the 1930s, construction of hydropower plants in the Iller canyon was started; by 1961, a chain of 5 run-of-river hydropower plants was completed. The historical fish population consists of typical fish species of the grayling and barbel region of summer cold Alpine rivers. Prior to the power plant construction, there has been a natural zoning of the floodplains over a long distance, but the hard-wood floodplain forest already had to make way for grasslands during the 19th century. The anthropogenic changes of the river Iller are showing
diverse effects on the fish population and vegetation. Plant associations of silting areas are increasing in the reservoirs; remaining floodplain woodlands are reduced to narrow strips. There has been an impoverishment of bed-load together with an ecological degradation, leading to a current government classification of only moderate ecological potential, mainly because of hydro-morphological deficits. Based on a river-morphological and historical analysis and the inclusion of reference sections of other rivers of the sub-Alpine area, the objective for the revitalization of the river Iller in the section of the Iller canyon is derived. The measures are concentrated on the remaining free flowing areas, because suitable conditions are existing for the typical fish species here. Within the ISOBEL project (Integrated SOlutions for BEd Load management), a combination of measures in the river Iller and the semi-natural fish-bypass channels to improve the ecological situation are tested and evaluated in terms of their efficacy. First measures to reach the good ecological potential are already showing early successes (e.g. increased structural diversity, created ecological connectivity, and levelling off fish populations).
Keywords: ecological potential, river engineering, river history, Iller
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