Im jungen Nationalstaat Italien wurde im Jahre 1877 eine staatsweite Regelung zum Schutz vor Erosion vorgesehen, indem im öffentlichen Interesse der „vincolo forestale“ („forstliche Nutzungsbeschränkung“) für bewaldete und unbewaldete Grundstücke eingeführt wurde. Mit der Eingliederung von Südtirol in Italien vor fast 100 Jahren wurde dann auch für die Provinz Bozen das zweite Staatsforstgesetz mit dem „vincolo idrogeologico“, also der Nutzungsbeschränkung im Hinblick auf Boden und Wasser, ausgedehnt. Aus diesem Grund war eine eigenständige Schutzwaldstrategie in Südtirol lange nicht notwendig. Weil durch das Autonomiestatut umfangreiche Kompetenzen, wie eben der Bereich Wald samt Forstbehörde, in die direkte Zuständigkeit der Provinz Bozen übertragen wurden, und die Entwicklung des gesamten ländlichen Raumes seit jeher eine wesentliche autonomiepolitische Zielsetzung waren, wurde in diesem Sektor in den letzten Jahrzehnten sehr viel an Geldmittel investiert. Mit dem Bergwaldprotokoll der Alpenkonvention, mit der Einführung von Gefahrenzonenplänen, aber auch aufgrund der Teilnahme an verschiedenen internationalen Projekten, wie „network mountain forest“ oder das Arge-Alp-Projekt „Ökonomie und Ökologie im Schutzwald“ (2012), wurde der Ruf nach einer zusätzlichen Differenzierung nach einem mitteleuropäischen Ansatz der Wirkung der Wälder gegenüber Naturgefahren auch in Südtirol laut. Ausgehend von den Erkenntnissen des Schweizer Projektes „SilvaProtect“, welches eine landesweite Ausscheidung der Objekt-Schutzwälder für die gesamte Schweiz zur Folge hatte, wurde auch für Südtirol eine sogenannte Schutzwaldhinweiskarte erstellt, in der die Schutzfunktion als computergestützte Modellierung ermittelt wird.
In Italy a state-wide regulation for protection against erosion was established in 1877 by the
“vincolo forestale”. With the integration of South Tyrol into Italy approximately 100 years ago, the province was affected by the second Italian forest law, the “vincolo idrogeologico”, which includes use restrictions for land owners in context with soil and water. For this reason, a separate protection forest strategy in South Tyrol was not necessary. With the autonomy status of South Tyrol, more competence was given to the county government and since then, much money has been invested in countryside.