Historischer Rückblick auf die Verjüngung von Eichen in Spessart des 19. Jahrhunderts – Bedeutet der angewandten Verfahren für die heutige Eichenwirtschaft
Welche Verfahren sind zur erfolgreichen Verjüngung von Stiel- und Taubeneiche (Quercus robur, Q. petraea) am besten geeignet? Unter den heutigen waldbaulichen und naturschutzfachlichen Rahmenbedingungen ist diese Frage Gegenstand eines intensiven wissenschaftlichen Diskurses. Dabei wird zur Sicherung der Habitat- und Strukturkontinutät ein besonderes Augenmerk auf solche Verjüngungsverfahren gelegt, die ohne Kahl- bzw. kurzfristigen Großschirmschlag auskommen. In diesem Zusammenhang ist es kaum bekannt, dass in bayerischen Spessart bereits zu Mitte des 19. Jahrhunderts Verfahren zur kleinflächigen Verjüngung von Mischbeständen aus Traubeneiche und Buche praktisch Anwendung fanden. Als im Jahre 1814 die Königliche Bayerische Forstverwaltung die Bewirtschaftung eines Großteils der Spessartwaldungen übernommen hatte, war die Entwicklung von probaten Verfahren zur Erziehung von Mischbeständen aus Traubeneiche und Buche sehr dringend. Die große Herausforderung besteht darin, der Eiche eine dauerhaft Existenz neben der Konkurrenz starken Buche zu ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde als ein neuartiges Waldbaukonzept der „großartige Compositionsbetrieb “ entwickelt, mit dem auf großer Fläche (cf. „großartig “) die gezielte Entwicklung von unterschiedlich alten Eichensten und –gruppen in Mischbeständen mit der Buche (cf. „Composition“) angestrebt wurde. Dabei betrugen die beabsichtigte Umtriebszeit der Buche 144 Jahre und diejenige der Eiche 288 Jahre, teilweise sogar 432 Jahre. Seine Blüte hatte der „großartige Compositionsbetrieb“ zwischen 1838 und der Mitte der 1870er- Jahre, als die Eiche auf großen Flächen erfolgreich verjüngte wurde. Jedoch musste junge Eichen durch sehr aufwendige Pflegemaßnahmen von der Konkurrenz durch Buchverjüngung befreit werden. In den 1880er-Jahren führten im Kontext gewandelter sozioökonomen Konkurrenz durch Buchenverjüngung befreit werden. In den 1880er- Jahren führten im Kontext gewandelter sozioökonomischer Rahmenbedingungen vor allem hohe Kosten zur Abkehr von diesem sehr aufwenigen, waldbaulich jedoch in Teilen durchaus erfolgreichen Verjünungsverfahren.
Es wird diskutiert, welche Lehren für die Behandlung und Verjüngung von Eichenwäldern in der heutigen Zeit abgeleitet werden können, insbesondere mit Blick auf den Erhalt einer Habitat- und Strukturkontinuität. Dabei zeigt sich, dass Elemente des „großartigen Compositionsbetriebs“ unter den heutigen ökologischen Rahmenbedingungen theoretisch umgesetzt werden könnten. Der dazu nötige finanzielle Aufwand wäre jedoch noch weniger leistbar als in 19 Jahrhundert zu Zeiten der Aufgabe dieses Waldbaukonzepts. Die Nachhaltigkeit der Altholzverfügbarkeit die als Idee dem „großartigen Compositionsbetriebs“ zugrunde liegt, ist allerdings eine Grundvoraussetzung für den Erhalt der Habitatkontinuität. Sie sollte daher auch in heutige Eichen.-Verjüngungskonzept integriert werden. Which silvicltural techniques are most suitable for the suitable for the successful regeneration of pedunculate and sessile oak (Quercus robur Q. Petaaea?) Within the current framework of forestry and nature conservation, this question is the subject of intensive discussion. In order to ensure ecological and structural continuity, particular attraction in given to forest regeneration techniques that avoid clearfelling shelterwood cutting. Largely forgotten, in this respect, is that as early as in the middle of the 19th century methods for the small-scale regeneration of sessile oak were successfully applied in mixes stands of the Spessart mountains. When the Royal Bavarian Forest Administration took over the management of a large part of the Spessart forest in 1814 the need to develop appropriate methods for the silvicltural treatment of mixed stands of oak and beech was very urgent. The major challenge was to ensure the sustainable existence of oak in mixture with the very competitive beech. In order to achieve this goal, a new silvicultural concept termed “Der großartige Compositionsbetrieb” (“The great compositional silvicultural scheme”) was developed. This large-area concept (cf. ”great”) was aimed at establishing groups and clumps of oak of different ages in mixed sand with beech (cf “compositional”). The intended rotation time of beech was 144 years and that of oak 288 years, in some cases 432 years.This silvicltural concept has its heyday between 1838 and the middle of the 1870s, during which period oak was successfully regenerated over large areas in mixed stands f pal am beech. Elaborate measures were required, however, to keep young oaks free from the competition of neighboring beech regrowth. In 1880s, in the context of changing socioeconomic conditions, the high costs associated with these measures led to the cessation of this ambitious silvicltural concept, despite its undoubted success in several areas. The conclusions that can be drawn for the treatment and regeneration of oak forests in modern times are discussed. It is shown that certain components of the “großartige Compositionsberiebe” could theoretically be implemented under today´s ecological conditions. The financial expenditure, however, would be ever less affordable that in the late 19th century when this forest management concept was abandoned. However, the sustainable of old oaks, which is a basic idea of the “großartige Copostitionsbetriebe”, is a fundamental prerequisite for maintaining ecological continuity. It should, therefore, also be intergrated into today´s oak regeneration concept. Buche, Fagus sylvatica, Forstgeschichte, Habitatkontinuität, naturnahe Waldwirtschaft, Naturschutz, Naturverjüngung, Quercus petraea, Traubeneiche, Waldbau, Waldverjüngung ecological continuity, European beech, Fagus sylvatica, forest history, close-to-nature forest management, natural tree regeneration, old-growth elements, Quercus petraea, sessile oak, silvicltural, tree regeneration