Standardsignatur
Titel
Pflanzensoziologische Dauerflächen-Untersuchungen im Bannwald "Flüh" (Südschwarzwald) unter besonderer Berücksichtigung der Weidfeld-Sukzession
Verfasser
Erscheinungsort
Freiburg im Breisgau
Verlag
Erscheinungsjahr
2015
Seiten
S. 5-49
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200199686
Quelle
Abstract
Bannwälder in Baden-Württemberg sind Totalreservate ohne direkten menschlichen Einfluss. Nur die Jagd ist erlaubt, um den Einfluss des Wildes gering zu halten. Unser Untersuchungsgebiet (Bannwald "Flüh"; 50,4 ha; 513 m-740 m ü. M.) liegt in der unteren montanen Stufe des Südschwarzwaldes bei Schönau/Wiesetal und wurde im Jahr 1970 als Bannwald ausgewiesen. Die typische Waldgesellschaft ist das Luzulo-Fagetum mit einer ökologischen Amplitude von sehr nährstoffarmem Substrat (Luzulo-Fagetum vaccinietosum myrtilli) zu einem reicheren und frischeren Standort (Luzulo-Fagetum mit Abies alba). Es gibt im Bannwald eine ehemalige Allmendweide (1970: ca. 4 ha), die seit dem Jahr 1960 brachgefallen ist; der dortige charakteristische Vegetationstyp war die Flügelginster-Weide (Festuco-Genistetum sagittalis). Es ist eine Ausnahme, dass Sukzessionsprozesse vom Offenland zum Wald in einem so großen Modellgebiet studiert werden können. Die Ergebnisse sind wichtig z. B. für die Entwicklung von Management-Plänen, um die standortspezifische Biodiversität von nährstoffarmem Grasland im Schwarzwald zu garantieren. Wir markierten im Jahr 1977 vier Dauerflächen im Wald sowie eine Dauerfläche in der brachliegenden Weidefläche. Im Jahr 1996 konnten weitere Flächen in der brachliegenden Flügelginster-Weide eingerichtet werden (vier Doppel-Probeflächen, jeweils gezäunt/nicht-gezäunt). Die Flächen wurden mit Hilfe pflanzensoziologischer Aufnahmen bis zum Jahr 2014 dokumentiert. Die Zäunung war notwendig, um die Prozesse der sekundären Sukzession mit und ohne Schalenwild-Einfluss (in diesem Falle Rehwild Capreolus capreolus) dokumentieren zu können. Nach den Ergebnissen der Ordination (Non-metric Multidimensional Scaling: NMDS) zeigen die gezäunten und nicht-gezäunten Untersuchungsflächen ähnliche Vegetationsentwicklungen im Laufe der Sukzession. Es kam zu erheblichen Abnahmen der Artenzahlen und der Rote-Liste-Arten, insbesondere in den Flächen, die reich sind an Besenheide (Calluna vulgaris) oder Heidelbeere (Vaccinium myrtillus). Zwei Doppelflächen (gezäunt/nicht-gezäunt) waren durch Vordringen von Grasartigen gekennzeichnet, eine von diesen Doppelflächen wird noch stetig durch Nagetiere und Ameisen gestört und weist höhere Artenzahlen auf. Nur diejenigen gezäunten Flächen, die benachbart zum Luzulo-Fagetum liegen, zeigten höhere Gebüsch-Deckung in den gezäunten Flächen im Vergleich zu den nicht-gezäunten. Die Dauerflächen im Wald repräsentieren Bestände des Luzulo-Fagetum vaccinietosum myrtilli und des Luzulo-Fagetum mit Abies alba, hinzu kommen ein Fichtenforst und ein Betula pendula-Pionierwald. Es war möglich, die Effekte von Baumwürfen und solche der Lückendynamik in zwei Flächen des Luzulo-Fagetum zu untersuchen. Diese Lücken im Kronendach führten z. B. zu einer zeitweiligen Erhöhung der Deckung der Graminoiden. Ein gepflanzter Fichtenforst mit nur einer Art im Jahr 1977 (potenzielles Luzulo-Fagetum) entwickelte sich im Laufe der Jahre mehr und mehr in Richtung auf das Luzulo-Fagetum mit Tanne (Abies alba), das z. B. durch Farne (Dryopteris dilatata und andere) charakterisiert wird. Ein Pionierwald mit Hänge-Birke (Betula pendula) (potenzielles Luzulo-Fagetum) zeigte im Laufe der Jahre eine Abnahme an Pflanzenarten in der Feldschicht, und mit der Zeit entwickelte sich ein Waldtyp mit Hainbuche (Carpinus betulus) und Trauben-Eiche (Quercus petraea). Die Rotbuche (Fagus sylvatica) hatte eine lange "Lag-Phase", aber etablierte sich nach knapp 40 Jahren in der unteren Baumschicht. Die floristischen Gemeinsamkeiten zwischen den untersuchten Waldgesellschaften werden mit Hilfe von Ordinationsmethoden dargestellt (NMDS). Die Ellenberg-Zeigerwerte (gewichtet) dokumentieren in verschiedenen Gesellschaftstypen Abnahmen für den Faktor Licht. Stickstoff- bzw. Nährstoff-Zeigerwerte sind relativ niedrig; es gibt keine Anzeichen für eine Zunahme im Untersuchungszeitraum. Für die Wald-Dauerflächen belegen Zeigerwerte standörtliche Ähnlichkeiten zwischen dem Luzulo-Fagetum vaccinietosum myrtilli und dem Pionierwald mit Betula pendula, ebenso gilt dies für die Ähnlichkeiten zwischen Luzulo-Fagetum mit Abies alba und die späten Phasen des Fichtenforstes.