- Standardsignatur621
- TitelHistorisches und aktuelles Tannenwachstum in Europa - eine dendroökologische Analyse
- Verfasser
- ErscheinungsortFrankfurt am Main
- Verlag
- Erscheinungsjahr2015
- SeitenS. 32-44
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200190391
- Quelle
- AbstractIn den frühen 1980er Jahren richtete sich das wissenschaftliche und öffentliche Augenmerk in vielen Ländern Europas auf die zunehmende Erkrankung und das Absterben von Waldbäumen. Der Begriff "Waldsterben" wurde geprägt. Umweltschutz und Nachhaltigkeit geriet verstärkt in den Fokus der Politik. Insbesondere die Weißtannen waren um die Mitte der 1970er Jahre stark geschädigt. Die Krankheitserscheinungen über biotische und abiotische Schadfaktoren zur erklären blieb eine Herausforderung, weil räumliche und zeitliche Daten fehlten (z.B. Schütt und Cowling, 1985; Innes, 1987; Kandler und Innes, 1995). Basierend auf den Arbeiten vieler dendrochronologischer Laboratorien, während den letzten rund 40 Jahren, konnte ein europäischer Datensatz zusammengestellt werden, der 14.136 Jahrringbreitenserien von Tannen der letzten rund 1.000 Jahre umfasst (Tab. 1, Abb. 1 und 2). Vergleiche der regionalen Zuwachsverläufe zeigen ein erstaunlich hohes Maß an Gemeinsamkeiten (Abb. 3 und 4). Die jährlichen, dekadischen bis mehrhundertjährigen radialen Zuwachsschwankungen der europäischen Tannenchronologien können hochsignifikant korreliert werden (Abb. 4 und 5). Ein gemeinsamer Faktor, der das europäische Tannenwachstum maßgeblich steuert, konnte jedoch nicht eindeutig identifiziert werden (Abb. 5). Untersuchungen moderner Klima-Wachstumsbeziehungen erwiesen sich als problematisch (Abb. 6), da die klimatische Wachstumssteuerung durch eine moderne, von Emissionen verursachte Steuerung teilweise überlagert wird. Über die historischen Datensätze konnte dennoch festgestellt werden, dass atmosphärische Druckverhältnisse nördlich der Alpen von April bis Juni mit Wachstumsextremjahren korrelieren und auch mittel- bis langfristige Schwankungen des Radialzuwachses beeinflussen (Büntgen et al., 2011). 356 ausgewertete Pollenprofile halfen die holozäne Ausbreitungsentwicklung besser zu beurteilen. Ab dem Mesolithikum (~6000 BC) bis zum Ende der Bronzezeit (~1000 BC) erfolgte eine kontinuierliche Zunahme der Tannen. Ab der Römerzeit (~100 AD) beginnt ein Abwärtstrend der sich in der Neuzeit (~1500 AD) nochmals beschleunigt (Abb. 7). Während im letzten Jahrtausend in erster Linie Landnutzung und Klima die Waldstruktur und Produktivität steuerte, änderte sich dies ab rund 1850 durch die fortschreitende Industrialisierung verbunden mit hohen Emissionen. Die Untersuchung zeigt auch, dass die Tannen in Mitteleuropa von den wärmeren aber nicht trockeneren klimatischen Bedingungen der letzten Jahrzehnte erheblich profitierten (Abb. 5). Nicht zuletzt auch durch die verringerte Luftschadstoffbelastung der letzten rund 30 Jahre fallen die Prognosen für zukünftig gesunde und produktive Tannen, unter sich im Wandel befindlichen Bedingungen zu wärmerem und trocknerem Klima, günstig aus. Im Gegensatz sind in Gebieten der südlichen Verbreitungsgrenze, im Mediterranen Raum, deutliche Wachstumsrückgänge zu beobachten, was bei zunehmender Trockenheit in Regionen mit flachgründigen Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität zu einer kritischen Entwicklung führen wird.
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