- Standardsignatur621
- TitelDie Bereitschaft zu illegalen Abschüssen von Luchsen - ein Erklärungsmodell
- Verfasser
- ErscheinungsortFrankfurt am Main
- Verlag
- Erscheinungsjahr2014
- SeitenS. 154-166
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200187078
- Quelle
- AbstractGegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Eurasische Luchs (Lynx lynx) in Mitteleuropa aufgrund von Habitatzerstörung, dem Zusammenbruch seiner Beutetierpopulationen und direkter Verfolgung ausgestorben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Bedeutung von Natur- und Artenschutz und es kam zu verschiedenen Wiederansiedlungsprojekten in Mitteleuropa. Obwohl Luchse heutzutage durch nationale und internationale Abkommen und Gesetze streng geschützt sind, leiden nahezu alle Populationen unter illegalen Tötungen. Um die Hintergründe für die Bereitschaft von Jägern zum illegalen Abschuss von Luchsen zu untersuchen, wurde ein Modell aus der Rechtsoziologie herangezogen und angepasst, welches die Bereitschaft zu rechtswidrigem Verhalten in Abhängigkeit von verschiedenen Variablen beschreibt. Über 50 Veranstaltungen mit Jägern, Naturschützern, Landwirten und Förstern wurden ausgewertet, in denen unter anderem die Hintergründe für illegale Abschüsse diskutiert wurden. Alle Aussagen, die mit illegalen Abschüssen in Verbindung standen, wurden einer der vorhandenen Variablen im Modell zugewiesen – wo nötig wurden neue Variablen hinzugefügt. Anhand der Analyse konnte ein komplexes Wirkungsgefüge von Faktoren aufgezeigt werden, welche die Bereitschaft zu illegalen Abschüssen beeinflussen. Als besonders relevant für eine anzustrebende Reduktion der Bereitschaft zu illegalen Abschüssen wurden als sog. Entwicklungsvariablen der Grad der normativen Abweichung der Eigengruppe der Jäger, die Luchsdichte, die Wertschätzung der Beutegreifer durch die Jäger, die durch die Jäger dem Gesetzgeber zugeschriebene Sachkompetenz (perzipierte Kompetenz), der Handlungsspielraum der Jagd, die gesellschaftliche Wertschätzung der Jagd, die Qualität der Gruppeninteraktion zwischen Jagd und Naturschutz sowie die wildbiologische Fachkompetenz von Jägern identifiziert. Das so entwickelte Erklärungsmodell wurde auf den Entscheidungsprozess einer möglichen Wiederansiedlung von Luchsen sowie auf die Managementmaßnahmen Monitoring, legale Tötung von Luchsen und Öffentlichkeitsarbeit angewandt. Es konnte aufgezeigt werden, dass vordergründig attraktive Managementmaßnahmen oder -entscheidungen die Bereitschaft zum illegalen Abschuss von Luchsen erhöhen können. Die Autoren empfehlen dementsprechend die kritische Prüfung bestimmter Maßnahmen und Entscheidungen im Management von Großraubtieren in Mitteleuropa unter Zuhilfenahme des entwickelten Erklärungsmodells.
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