Die Verbreitung und Entwicklung der Grünerlenbestände in der Ostschweiz

Zürich

2013

S. 87-94

Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk

200178381

Die Grünerle (Alnus viridis) breitet sich infolge der Aufgabe der Sömmerungsgebiete in vielen Gebieten der Schweiz im subalpinen Bereich aus. Um den Stand des Wissens hinsichtlich der Eigenschaften und Auswirkungen der Grünerle aufzuarbeiten, wurde vom Bundesamt für Umwelt ein Forschungs-projekt initiiert. Dieses beinhaltete eine Literaturrecherche, die Befragung von Experten sowie GIS-Analysen in drei Un-tersuchungsgebieten der Ostschweiz zur heutigen und zur historischen Verbreitung der Grünerle. Die Untersuchungen zeigen, dass die Grünerle in der Ostschweiz in allen Expositionen vorkommt. Sie ist auch nicht kalkmeidend, stockt aber weniger oft auf basisch durchlässigen geologischen Unterlagen. Sie hat damit ein viel breiteres Standortspektrum als bisher vermutet. Sowohl im Kanton Glarus wie auch in der Surselva haben sich die Grünerlenbestände in den letzten 75 Jahren verdoppelt, und nur wenige sind zu Hochwald geworden. Grünerlenbestände sind damit zumindest auf den für sie optimalen ozeanischen Standorten nicht als Pionier-phase, sondern als Dauerstadium zu betrachten. Vielerorts haben sich an der oberen Waldgrenze breite Grünerlengürtel gebildet, die weitgehend verhindern, dass Waldbäume (z.B. Fichte) im Zuge des Klimawandels in höhere Lagen aufsteigen können. Ohne Gegenmassnahmen werden sich die Grünerlenbestände in den nächsten Jahrzehnten mit grosser Wahrscheinlichkeit noch weiter ausdehnen. Von dieser Entwicklung betroffene Gebiete sollten bereits heute bezeichnet werden, und es sollte auch entschieden werden, ob man die weitere Ausbreitung der Grünerle zulassen will oder nicht. Wichtig ist, dass möglichst frühzeitig Vorkehrungen seitens der Land-, Forst- und Regionalplanung getroffen werden.
Alnus viridis; expansion of forest area; shrub forest; invasive species; summer pastures