Alt- und Totholz sind die wichtigsten Lebenraumaspekte für Tausende typischer waldbewohnender Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob mit Daten des Landesforstinventars (LFI) sogenannte Lebensraum-Hotspots für eine effiziente national und regionale Artenförderung ermittelt werden können. Dazu wurden die für Alt- und Totholzspezialisten wichtigsten Lebensraumindikatoren Altholz, Totholz und Habitatbäume anhand von LFI-Daten analysiert sowie aus allen drei Indikatoren ein Strukturindex berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass sich nationale Verbreitungskarten ausgewählter saproxylischer Arten in unterschiedlichem Mass mit dem Vorkommen von Lebensraumindikatoren gemäss LFI decken, oftmals ein Effekt der nicht repräsentativen Fundmeldungen. Deshalb wurden die Indikatoren auch mit modellierten Verbreitungsgebieten verglichen, den potenziellen Hotspots der saproxylischen Arten. Dabei wird ersichtlich, dass besonders das Totholz heute seiten dort häufig ist, wo es zur Erhaltung der Bodendiversität am meisten von Nutzen wäre. Besonders hoch sind die totholzvorräte in den westlichen Randalpen. Schwerpunkte der Altbestände liegen im Engadin und im Wallis, grosse Hotspots der Habitatbäume im Tessin, im zentralen Jura und im Unterwallis. Mit LFI-Daten zu Standort, Bewirtschaftung und vorrangiger Waldfunktion wird der Einfluss dieser Faktoren gezeigt. So weisen Tannen-Fichten-Wälder heute doppelt so viel Totholz auf wie Buchenwälder (32 vs. 16 m3/ha), erstere in seit über 30 Jahren ungenutzten Altbeständen 50 m3/ha. Unabhängig von der Waldfunktion sind die Totholzvorräte in höheren Lagen, in steilerem Gelände und in schlechter erschlossenen Wäldern grösser. Schutzwälder weisen am meisten Altbestände (27 % älter als 120 Jahre) und Totholz auf (26 m3/ha), während Erholungs- und Holzproduktionswälder 12 bis 13 m3/ha Totholz und 17 bis 20 % Altbestände haben. In den letzten zwei Jahrzehnten haben Alt- und Totholz bei allen Waldfunktionen erheblich zugenommen. Die Erhebungen des LFI sind gut geeignet, um die Veränderung des Lebensraumes Wald in Raum und Zeit zu verfolgen sowie die Einflüsse von Standort, Bewirtschaftung und Naturereignissen aufzuzeigen. Differenzierte LFI-Datenanalysen bieten Hinweise für Naturschutzstrategien, zum Beispiel geografische Schwerpunkte für Erhaltungs- oder Förderungsmassnahmen, das Potenzial von seit längerer Zeit ungenutzten Wäldern oder die Synergie mit Schutzwäldern. LFI-Daten sollten vermehrt für solche Zwecke genutzt werden.
121 (Biodiversität) 904 (Allgemeine regionale Darstellungen über Wälder und Forstwesen) 181.76 (Tote Bäume (einschl. ökologischer Bedeutung der Pflanzen oder Pflanzenteile nach dem Absterben, z.B. stehende tote Bäume, Baumstumpen, Stöcke, Fallholz; Waldstreu siehe 114.351)) [494] (Schweiz)