Standardsignatur
Titel
Entwicklung der Brutbestände von Waldvögeln in Deutschland seit 1990 im Spannungsfeld zwischen Forstwirtschaft, Naturschutz und Klimawandel
Verfasser
Erscheinungsort
Bonn
Verlag
Erscheinungsjahr
2010
Seiten
S. 131-148
Material
Artikel aus einer Zeitschrift
Datensatznummer
200170910
Quelle
Abstract
Die Einflüsse und komplexen Wechselwirkungen auf Waldvögel durch Witterung, Klimawandel, Waldbaumfruktifikation, forstliche Bewirtschaftung und -intensität sowie Schutzgebietsmanagement sind im Einzelnen bisher wenig untersucht. Dennoch zeichnet sich folgendes Gesamtbild zur aktuellen Bestandesentwicklung der Waldvögel in Deutschland ab: Samenfressende Jahresvögel sowie Teil- und Kurzstreckenzieher unter den Waldvögeln zeigen in Deutschland seit 1990 überwiegend positive Bestandsentwicklungen. Ursachen sind vermutlich häufigere Waldbaummasten, milde Winter, allmähliche Zunahme des Laubholzanteils und Anwachsen des Holzvorrats insgesamt, insbesondere bei Buche und Eiche, sowie das ebenfalls wachsende Totholzangebot. Allerdings finden die Bestandszunahmen vieler Waldvogelarten vor allem außerhalb geschlossener Wälder im Siedlungsbereich statt. Dagegen nehmen auch bei den Waldvögeln Langstreckenzieher stark ab, wofür auch Veränderungen in Afrika und der Klimawandel als Ursachen vermutet werden. Die Bestandsabnahme des Grauspechts hat sich seit Ende der 1990er Jahre nicht fortgesetzt, die Ursachen für den Rückgang des Kernbeißers sind nicht bekannt. Die Brutvogeldichte sind in langfristig unbewirtschafteten Wäldern um ein Mehrfaches höher als in Wirtschaftswäldern. Schlüsselfaktoren dafür sind die Menge an Totholz, vorhandene Sonderstrukturen, der viel höhere Anteil der Terminal- und Zerfallsphase und die Mosaikstruktur der Bestände. Die Bestandtrends der Waldvögel verliefen zudem zumindest in den Brandenburger Großschutzgebieten deutlich günstiger als in der Normallandschaft. Der möglicherweise verstärkte Holzeinschlag der letzten Jahre und die zunehmenden Fäll- und Rückearbeiten bis weit in die Brutzeit hinein schlagen sich bisher weder in den Waldinventurdaten (2008 verglichen mit 2002) noch in den Bestandtrends häufigerer Brutvolgelarten nieder. Die forstliche Nutzung stellt aber nach wie vor einen Hauptgefährdungsfaktor für bestandsbedrohte, empfindliche Großvogelarten dar - insbesondere Schreiadler, Auer- und Haselhuhn. Auch einige Wald bewohnende Eulenarten weisen rückläufige Bestandsentwicklungen auf, deren Ursachen unklar sind. Zu den seltenen Arten wurden im Rahmen dieser Arbeit jedoch keine Daten ausgewertet.