Standardsignatur
Titel
Formen ehemaliger Niederwälder und ihre Strukturen in Rheinland-Pfalz
Verfasser
Erscheinungsort
Berlin
Verlag
Erscheinungsjahr
2010
Seiten
S. 157-168
Material
Artikel aus einer Zeitschrift
Datensatznummer
200170080
Quelle
Abstract
In Rheinland-Pfalz befinden sich rund 160 000 ha aus Stockausschlag entstandene Wälder, denen eine erhebliche naturschutzfachliche Bedeutung zukommt und die zugleich ein bedeutendes Holzpotenzial darstellen. Im Zuge der in jüngster Vergangenheit verstärkten Nachfrage nach Energieholz gewinnt die Niederwaldbewirtschaftung mit dem Ziel der Brennholzerzeugung wieder an Attraktivität. Es bestehen jedoch erhebliche Unklarheiten über geeignete Bewirtschaftungsformen sowie über ihre Auswirkungen vor allem in naturschutzfachlicher Hinsicht. Zudem zeichnet sich in den durchgewachsenen Niederwäldern, die schwerpunktmäßig zwischen 60 und 80 Jahre alt sind, ein dringender Handlungsbedarf ab, der sich daraus ergibt, dass vielfach unterbliebene Nutzungen zu einem Verlust der niederwaldtypischen Flora und Fauna sowie zu Stabilitätsproblemen (Verlust der Ausschlagsfähigkeit durch Überalterung der Stöcke) zu führen drohen. Ziel der Studie ist es, eine Übersicht über die heute vorkommenden Waldformen unter Berücksichtigung des Standortes, der bisherigen Behandlung und des aktuellen Zustands zu erhalten. Basierend auf Strukturparametern sollen Empfehlungen gemacht werden, welche Behandlung für die ehemaligen Niederwälder am besten geeignet ist. Die zukünftige Behandlungsstrategie könnte entweder die Energieholzgewinnung mit der Unterstützung der naturschutzfachlichen Ziele durch die Wiederbelebung der Niederwaldwirtschaft oder die Überführung in Mittelwälder/Hochwälder sein. Die Untersuchungen beinhalten neben der Auswertung von Literatur eine Strukturaufnahme und die Aufnahme von Totholz im Gelände. Die Strukturaufnahme erfolgt durch eine Kombination der Lamprecht-Methode und der IUFRO-Klassifikation. Es wurden zwölf Formen von Niederwäldern erfasst. Die ergebnisse scheinen für eine Priorisierung der Fortführung der Überführung zu sprechen. In Zukunft könnten die entstehenden Kosten gedeckt und ein Gewinn erwirtschaftet werden. Falls die Überführung schon weit fortgeschritten ist, kann eine Rückwandlung in Niederwälder definitiv nicht empfohlen werden. Unter den Strukturparametern können die Baumartenzusammensetzung, die Baumdichte, die zahl der Stockausschläge, die Kronenklasse und der Artenreichtum der Flora und Fauna für den Versuch einer regionalen Wiederbelebung der Niederwaldwirtschaft sprechen, um die Naturschutzziele zu unterstützen. Die Wiederaufnahme bzw. der Erhalt der Niederwaldwirtschaft - verbunden mit tradtioneller Nutzung - sollte bei den Stockausschalgwäldern, welche eine besondere Schutzfunktion erfüllen, bzw. auf Vorrangflächen für den Arten- und Biotopschutz wichtiger sein als die wirtschaftlichen Gesichtspunkte.