Sind die deutschen Waldnaturschutzkonzepte adäquat für die Erhaltung der buchenwaldtypischen Flora und Fauna? : Eine kritische Bewertung basierend auf der Herkunft der Waldarten des mitteleuropäischen Tief- und Hügellandes
Auf Basis eines breiten Indikatorensets an Pflanzen- und Tierarten wurden Charakteristik und Spezifität der Artenausstattung westmitteleuropäischer Buchenwälder ausgewertet. Buchenwälder mit ihrer weiten Verbreitung und weiten standörtlichen Amplitude weisen vielfältige Zönosen auf. allerdings gibt es bei den meisten untersuchten Artengruppen nur wenige spezifisch an Buche oder Buchenwälder gebundene arten. die Befunde deuten darauf hin, dass die meisten der heute im westlichen teil Mitteleuropas anzutreffenden „Buchenwaldarten“ vor der Massenausbreitung der phylogenetisch sehr jungen heimischen Buche bereits lange in anderen Laubwaldtypen vorkamen und erst viel später in sich ausbreitende Buchenwälder inkorporiert oder verdrängt wurden. die Buche selbst hat ins westmitteleuropäische tief- und Hügelland, in denen Buchenwälder eine geringe Biotopkontinuität und Habitattradition aufweisen, vergleichsweise wenige identifikationsstiftende Buchenwaldarten i. e .s. mitgebracht (z. B. im Gegensatz zu illyrischen, karpatischen und balkanischen Buchenwäldern mit viel älterer oder ursprünglicher Habitattradition). diese beschränken sich v. a. auf sehr ausbreitungsstarke Organismengruppen wie Pilze und Flechten, die zu der weiten Wanderung aus den eiszeitlichen Refugien befähigt waren und die aufgrund der sehr späten Massenausbreitung der Buche bereits vorhandene Ausbreitungshindernisse in bewirtschaftetem gebiet überwinden konnten. die kurze und in einer bereits durch Nutzungseinflüsse geprägten Landschaft ablaufende Entwicklungsgeschichte des „nationalen Naturerbes Buchenwälder“ zeigt: erstens können die meisten „Buchenwaldarten“ des westmitteleuropäischen Tief- und Hügellandes bei naturnaher und nachhaltiger Bewirtschaftung in Wirtschaftswäldern überleben, wenn über Raum und Zeit ausreichend Schlüsselstrukturen vorhanden sind. zweitens leben viele dieser arten nicht nur in buchen-, sondern auch oder sogar schwerpunktmäßig in eichen- und edellaubbaumreichen Waldgesellschaften, denen ein Großteil des Artenpools originär entstammt. dem langfristigen erhalt dieser Vielfalt wird ein integratives Gesamtkonzept abgestufter nutzungs- und Schutzintensitäten am besten gerecht.