- Standardsignatur4284
- TitelDie Seiseralm - ein Problem bergbäuerlicher Wirtschaft in Südtirol
- Verfasser
- ErscheinungsortWien
- Verlag
- Erscheinungsjahr1957
- SeitenS. 443-468
- Illustrationen1 Karte
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200167908
- Quelle
- AbstractDie vorliegende Arbeit hat sich ziemlich ausführlich mit der Entwicklung der gegenwärtigen, recht unbefriedigenden Wirtschaftsverhältnisse auf der Seiseralm befaßt, wobei als besonders schädlich bzw. unerwünscht folgende Punkte angeführt worden sind: 1. Eine jahrhundertlange Raubwirtschaft, besonders auf den "Wiesen", in den meisten Fälle ohne irgendwelchen ersatz der entnommenen Kernnährstoffe. Diese Art des Raubbaues ließe sich zum großen Teil ändern. 2. Die ungünstige Waldverteilung bzw. die Waldzerstörungen früherer Jahrhunderte und riesigen Flächen. Dieser Zustand läßt sich vermutlich kaum mehr wesentlich ändern. 3. Als Folge dieser Entwicklung die totale Vernässung besonders auf den Höhenrücken des "Joches", aber auch an vielen anderen Orten; vom "Großen Moor" ganz abgesehen, dessen Entstehung geologisch bedingt ist. Auch in Bezug auf die Versumpfung und Vernässung ist eine Änderung vielfach außerordentlich schwierig und wenig aussichtsreich, zumindest nicht mit wirtschaftlich erschwinglichen Kosten. 4. Großer Mangel an Kalk und Phosphorsäure, außerordentlich niedrige pH-Zahlen, aber auch vielfach sogar Mangel an Kali, von Stickstoff ganz zu schweigen. Diesem Mangel ist abzuhelfen, allerdings auch nur mit erheblichen Aufwendungen. 5. Die Schwaigbauern haben zwar das Recht der Nutzung, aber keine (zumindest keine wirksam zu erzwingende!) Pflicht zur Weidepflege. Es müßte doch möglich sein, zumindest die früher bestandenen Pflichten wieder in Erinnerung zu bringen und durch neuzeitliche Vorschriften, besonders über Anwendung von Ergänzungsdüngung, wieder wirksam zu machen. 6. Auch der private Weideboden wird - zugunsten der anliegenden Mähwiesen - meist nicht oder wenig gedüngt. Hier gilt ebenfalls das für Punkt 5 Gesagte. 7. Ursache für dieses Raubbau sind wieder vor allem die unklaren Besitzverhältnisse, und es erscheint schwer, an eine radikale Änderung ohne Änderung der Besitzverhältnisse zu denken. 8. Zu früher Auftrieb, verursacht durch die schlechten Fütterungsverhältnisse auf den Heimgütern, und - ein zu großer Heimviehbestad im Verhältnis zur Futterbasis. Auch dies ließe sich durch entsprechende züchterische Vorschriften und ausreichende Aufklärung wohl ändern, so daß schon von diesem Gesichtspunkte aus eine fühlbare Entlastung der Wirtschaft auf der Alm selbst kommen könnte. Eine Bereinigung in der Viehrassenfrage wäre aber die Voraussetzung. 9. Schädigung des Waldbodens durch die Waldweide einerseits, dadurch aber auch fast gänzlicher Verlust des Fladendunges durch "Verlaufen" andererseits. 10. Gänzlich unrationelle Weidehaltung jener Herden, welche auf den Gemeindeweiden ihr Futter finden müssen und durch stundenlangen Trieb durch Waldweidegebiete überhaupt nicht zur Ruhe kommen, was eine nur ganz ungenügende Laktation der Kühe zur Folge hat. 11. Dafür wieder ganz ungenügende Ausnützung der Weideflächen des "Salterie-Ochsengartens". Eine Änderung der in den Punkten 9 - 11 genannten Mißstände kann aber nur durch grundlegende Änderung der ganzen Auftriebsverhältnisse, besonders in der Salterie und auf dem Ochsengarten erfolgen. Dies setzt aber ein eingehendes Studium durch einen Fachmann auf landwirtschaflichem und agrartechnischen Gebiet voraus. Es wäre völlig falsch, die offnung auf irgendwelche Maßnahmen wirtschaftlicher Natur zu setzen, welche den Streit und die Verbitterung der "Wiesenbauern" gegen die "Schwaigbauern" sozusagen automatisch, auf kaltem Wege, ausschalten könnten. Wenn auch das größte Unrecht - die allgemeine Weide auf den Wiesen nach dem Mähen - nunmehr beseitigt ist, bleiben die besitzrechtlichen Verhältnisse noch genügend unzulänglich, um derartige Hoffnungen zu nähren.
- Schlagwörter
- Klassifikation644.5 (Besitzverhältnisse; Verbindung mit anderen Zweigen der Landwirtschaft oder Industrie)
913 (Beziehungen zwischen Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen (Acker, Wiese, Weide usw.). Waldrodungen; Aufforstungen von landwirtschaftlichen Flächen; Wechselwirtschaft, wandernde Waldfeldwirtschaft. (Politik); Landnutzung [Siehe auch UDC 332.3 Landnutzung und Unterteilung für Querverweise und auch UDC 711.4 Landnutzung; UDC 712.2 Landschaftsplanung im allgemeinen])
[450.323] (Südtirol)
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